Zeit, in sich zu kehren
Ich sitze gerade in Lissabon in einem Coffeeshop, während der Regen von den Markisen draußen in dicken Bindfäden herunterhängt. Die Farben der bunten Stadt sehen ein bisschen blasser aus als sonst, getaucht in diesiges Licht und damit auch eine gewisse Melancholie. Es ist Dezember. Nicht nur wettertechnisch die perfekte Zeit, um nach innen zu kehren, sich in warme Räume zurückzuziehen wie in das eigene Innere. Dafür war ich hergekommen. Denn irgendwie fühle ich mich gerade gar nicht so richtig “bei mir”, stelle ich hier fest. Ich bin nach Lissabon zum Schreiben geflogen aber komme in keinen richtigen Flow. Ich schließe kurz meine Augen, um dem Geklapper des Cafés, dem Geplapper der Menschen um mich herum, für einen Augenblick mental zu entfliehen. Wie erschafft man sich das, bei sich zu sein? Wie kommt man da wieder hin? Zeit, inne zu halten und das vergangene Jahr zu reflektieren. Wenn ihr hier schon lange mitlest, wisst ihr von meinem Hang zu Silvester, Jahresanfängen und -rückblicken. Ich habe unzählige Jahre das jeweils vergangene Kalenderjahr mit einem langen Rückblick bedacht. Quasi zelebriert. Denn ich glaube fest daran, dass man Dinge nur anders machen und aus ihnen lernen kann, wenn man immer mal wieder inne