Sport gehört inzwischen zu meinem Alltag. Vor einem Jahr sah das noch anders aus! Ich habe 365 Tage lang gekämpft, öfter durch Entzündungen und Prellungen zurückgeworfen, aber kann inzwischen behaupten, mich rundum wohl zu fühlen. Für euch habe ich diese 365 Tage mal sporadisch dokumentiert, berichte von Problemen und Erfolgen, habe öfter Zwischenfazit gezogen & mich immer wieder neu motivieren können. Langer Post ahead!!!
Liebes Tagebuch, lass uns doch mal bisschen über den Sport in meinen letzten 365 Tagen reden …
Dienstag, 1. April 2014. Ich sitze mit Mutti in der Küche und erzähle ihr, dass ich alles umgekrempelt habe. Mal vegan, mal clean, wieder Sport, früheres Aufstehen. Versuchte Offenheit gepaart mit innerlichen hochgezogenen Augenbrauen. Kann man ihr nicht verübeln: Wir haben 18 Jahre lang unter einem Dach gewohnt – und da war ich die Luise, die mit 12 ausschließlich Cola zum Frühstück trinken wollte, die man mit 14 bis in die Umkleidekabine zum Schwimmtraining schleifen musste und die mit 16 und nach zwei Tafeln Schokolade den ganzen Nachmittag ausgiebigen Mittagsschlaf gehalten hat. Täglich. Aber aus ihren Augen lese ich nicht nur, dass sie innerlich zweifelt, sondern auch, dass sie merkt, dass ich es wirklich ernst meine. Irgendwie.
Dienstag, 8. April. Also los! Stehe sechs Uhr auf (früher undenkbar!), fange endlich wieder mit joggen an und werde am Maschsee von einem paradiesischen Sonnenaufgang belohnt.
Freitag, 11. April. Laufe das erste Mal sieben Kilometer und schaffe es sogar fast durchzuhalten. Schweinehund überwunden!
Dienstag, 15. April. Liege mit schlimmsten Oberschenkel-Pobacken-Krampf-Aua irgendwo auf einer Bank am Maschsee. Wer mich findet, darf mich behalten.
… später. Gefühlt härtestes Workout ever – und ich war “nur” laufen – eventuell wäre ich aber kurzzeitig fast abgekratzt. Ich weiß nicht, ob es an meinem Schlafmangel, am orkanartigen Wind, dem Nieselregen oder der Uhrzeit lag: Aber es war richtig, richtig hart. Hatte zwischendurch öfter das Bedürfnis, in Tränen auszubrechen – was aber vor allem dem Wind zu schulden war. Habe die sieben Kilometer nun doch beendet – einfach weil ich es mir vorgenommen hatte. Weil ich es unbedingt WOLLTE. Hätte ich mal lieber lassen und auf meinen Körper hören sollen. Da war die Motivation größer als meine Kraft. Inzwischen humpele ich im Schneckentempo nach Hause. Selbst die Omas, die auf dem Weg sind, sich vorm Lidl für die Sonderangebote anzustellen oder beim Arzt die erste zu sein überholen mich im Laufschritt. Ich hoffe, eine ausgiebige Badewanne und Beine hochlegen können das richten. Den Schweinehund habe ich heute nicht nur besiegt, ich habe ihn getötet. Ein Glück hat mich gerade niemand beim Treppenhaus hochkrauchen sehen – war ein Bild für die Götter!
Mittwoch, 16. April. Übersteigerte Motivation – die nächsten Tage werden Voltarensalbe und heiß-kalte Duschen meine besten Freunde sein – denn ich habe mir eine Entzündung in der rechten Hüfte zugezogen. Klingt ekliger als es tatsächlich ist, auftreten tut trotzdem höllisch weh. Treppen steigen ist mein Tod. Ist mal wieder typisch Ich, und meine Motivation, Energie und Lebensfreude sinken schlagartig in den Keller (also, wenn ich die Treppenstufen darunter steigen könnte – einigen wir uns hier auf die treffendere Formulierung ‘gehen gegen Null’). Wie deprimierend ist das denn bitte! Jetzt muss ich mein Bein ruhig stellen und habe mindestens sieben Tage Sportverbot. Na gute Nacht, Marie.
Freitag, 18. April. Karfreitag, statt Maschseerunde den ganzen Tag im Bett. Keinen Sport machen zu können, deprimiert mich gerade ungemein – und ich bin selbst überrascht, dass sich Ms. Sportmuffel so schnell an Sport im Alltag gewöhnen, ja den Adrenalinkick sogar vermissen kann. Nur leider hört Schleimi (so habe ich ihn liebevoll getauft) nicht auf mit Wehtun. Mache mal hinne!!!
Ostersonntag, 20. April. Inzwischen rolle ich durch die Gegend – Ostern sei dank. Aber hey, Feiertage sind Fresstage, right? Um mich von meinen Schleimi-Schmerzen abzulenken und mich auf die kommende sportliche Zeit zu freuen, melde ich mich online zum Crossfit an. Ganzkörper-Intervall-Training. Na, ob ich das noch bereuen werde?
Montag, 5. Mai. Quäle mich mal wieder sechs Uhr aus dem Bett und in Richtung Laufstrecke – und bin am Ende so, so stolz. Habe nun innerhalb fünf Wochen laufen meine Zeit auf sieben Kilometer um genau sieben Minuten verbessert. von 51 Minuten auf 44 Minuten (Pace von 07:12 auf 06:18) – für andere Schneckentempo, für mich die Welt! Jetzt: Ab nach Spanien.
Freitag, 9. Mai. Ich bin in Calella. Und ich war laufen. In Calella. Laufen. In der Hitze den Strand entlang. Also wenn ich nicht vorher schon nen Knall hatte, dann hab ich ihn wohl spätestens jetzt. Sowas wäre mir letzten Sommer noch nicht im Traum eingefallen.
Sonntag, 11. Mai. Nachmittags nach 20 Stunden Bus aus Spanien zurückkommen, und mich mit meinem besten Freund zur Maschseerunde verabreden. Langsam ist das hier nicht mehr so ‘n Ding, sondern voll Routine. Ich mag das.
Dienstag, 20. Mai. Nach 10 Stunden in der Bib noch schnell 1000 Meter Schwimmen? Check. Kaputt und ziemlich, ziemlich glücklich.
Sonntag, 25 Mai. Das erste Mal seit langem beim Laufen wieder richtig Abkacken. Mäh. Merke: Es geht nicht immer nur bergauf. Oder wie ich immer sage: Läuft. Zwar rückwärts und den Berg runter, aber läuft. Motto: Hauptsache nicht Aufgeben.
Mittwoch, 4. Juni. Bachelorarbeitsvollgaszeit, und Sport ist der perfekte Ausgleich, nach einem langen Tag in der Bib nicht nur gedanklich sondern auch körperlich ausgepowert zu sein. Zusammen mit dem guten Wetter und vielen tollen Leuten um mich rum – ein Traum! Läuft eigentlich zu gut um wahr zu sein? Right! Der 4. Juni startet dank einem geilen Lauf um sechs Uhr morgens großartig und endet umso beschissener: Geprellte Rippe. Erst nachts dank Alkohol in Verbindung mit Bordsteinkanten und tags darauf dank Crossfit-Stürzen auf Volleyplätzen … Sportverbot, was sonst.
Mittwoch, 23. Juli. Letztes Workout bei meinem Lieblingskurs beim Hochschulsport. Studentenleben adieu. Lloret ruft, danach der Ernst des Lebens. Hannover, ich werde dich vermissen. Außerdem: Immer noch Rippenschmerzen – Sport wird also den restlichen Sommer ganz, ganz klein und mit Fragezeichen geschrieben und das ändert sich auch bis Hamburg nicht.
Dienstag, 30. September. Hallo Hamburg! // Mutti erzählt mir, dass sie sich mit Ernährung beschäftigt, Peta beitreten will, und Sojaprodukte kauft. Und Fitness macht. Und ich so: o.O Die Welt steht Kopf!!!
Mittwoch, 15. Oktober. Ich knicke bei meiner zweiten Alsterrunde in Hamburg um und muss unter ziemlichen Schmerzen nach Hause humpeln. Was ich da noch nicht weiß: Entzündung im Schienbein, Sportverbot again. Herzlichen Glückwunsch, Luise!
Dienstag, 18. November. Cardio wurde ersatzlos gestrichen, stattdessen fokussiere ich mich nur auf Krafttraining. Es gibt nichts besseres als sich nach geschafftem Trainingsplan in die Sauna zu setzen … und der Bodypump-Kurs ist ein Traum!
Montag, 24. November. Ich fühle mich so unfit wie noch nie, denn dank dem Sommer ohne Sport und mit schlechtem Essen habe ich +10 Kilo auf den Rippen, und ziehe Revue: Schleimbeutelentzündung, geprellte Rippe, Schienbeinschmerzen … seriously, 2014??? Alle meine Verletzungen und Muskelentzündungen dieses Jahr bisher haben eines gemeinsam: Ich habe mich übernommen, zu schnell zu viel aus mir herausholen wollen. Zwischenfazit: Nicht übertreiben. Sportverbote ernst nehmen. Egal, dann halt Gerätetraining. Fokus auf Oberkörper, Bauch, Arme. Unfit fühlen war nicht das Ziel dieser Reise. Nothings gonna stop me now – jetzt erst Recht!
Mittwoch, 17. Dezember. Ein- bis zweimal im Monat bin ich beruflich in Hannover. Diese Termine lege ich mir fortan auf Mittwoch, um nachmittags bei meinem Lieblingskurs vorbeischneien zu können. Gestört? Nein, Leidenschaft und Sehnsucht. Weil ich endlich mal etwas gefunden hatte, wofür ich brenne. Weil ich wehmütig bin, und das nicht nur, weil der Kurstyp die gleiche Schwäche für Rise Against hat wie ich.
Heiligabend, 24. Dezember. Kann mir auch in der Heimat nichts besseres vorstellen, als neun Uhr aufzustehen, weil wir die umliegenden Fitnesshütten auf Tauglichkeit testen wollen. Motivationsproblem? Was ist das? Kenne dieses Wort nicht …
Montag, 29. Dezember. It’s all about the music!!! Ohne geilen Soundtrack würde ich nach 100 Metern wieder stehen bleiben (ich will endlich wieder laufen gehen!!!!!) und mich auf den Boden setzen und mit den Füßen wackeln, weil mir langweilig ist. Oder wie die letzten drei Monate eher: Ohne Rise Against oder The Offspring würde ich bei meinem Krafttraining bestimmt nicht einmal halb so viele Gewichte stemmen. Beinpresse 110 Kilo, läuft!
Montag, 5. Januar 2015. Hast du Montag Abend Zeit? Ne, da ist Bodypump. Hast du Dienstag Zeit? Erst ab um 9, dienstags gehe ich doch immer zum Yoga … (…). My daily business: Mich für Sport als tägliches “Hobby” rechtfertigen zu müssen, aufs Wochenende vertrösten müssen. Und dabei hat das noch nicht mal etwas mit guten Vorsätzen zu tun. Ab und an ist Sport nicht so gut fürs Social Life – deswegen versuche ich jetzt, mein Umfeld mit meinem Eifer anzustecken!
Sonntag, 18. Januar. YES!!! Nach drei Monaten heute ENDLICH mal wieder laufen gewesen. Meine übliche 7,5k Alsterrunde. Meinem Bein zuliebe habe ich mich statt auf das Surfen durch meine Playlist, Beobachten meiner Zeit und der entgegenkommenden Menschen nur auf sanftes Auftreten, vernünftiges Abrollen und meine Gedanken konzentriert. Und was soll ich sagen? Mit 46 Minuten (Pace 06:14) meine Bestzeit auf dieser Strecke! Könnte platzen vor Endorphinen und Motivation!
Sonntag, 15. Februar. Fünfter Lauf dieses Jahr, einfach mal so eine ganze Minute insgesamt schneller gewesen und eine Pace von 6:03 gerockt. Und nicht einmal zwischendurch ans Aufhören gedacht. Danke, neuer Laufpartner und Fitnesscoach, dass du mich immer so mitziehst!!! Wo kann ich mich zum Marathon anmelden? Und was ich mich tatsächlich frage: Warum verdammt habe ich früher keinen Sport gemacht?
1. April, Fazit nach einem Jahr. Ein Jahr diesen Post in den Entwürfen – Zeit, zurückzublicken! Vor genau einem Jahr bin ich nach 1,5 km laufen mit Schnappatmung zusammengebrochen, Liegestütze: 0, Klimmzüge: 0, Plank: 0 sek. … Seit einem Jahr mache ich jetzt schubweise regelmäßig Sport. Und muss zugeben: Dieser gesunde Lifestyle macht mich ziemlich glücklich und ist definitiv besser als sein Ruf. Der Trick: Man muss eine Sportart finden, die einem Spaß macht. Man muss das lieber machen als vor dem Fernseher zu sitzen, rumzuliegen oder sich voll zu fressen. Man muss etwas finden, was man so gerne macht, dass es Hobby und Leidenschaft zugleich wird. Fazit außerdem: Immer auf den eigenen Körper hören. Vollgas geben, wenn es sich gut anfühlt und zeitiger schlafen gehen, wenn der Körper danach verlangt. UND: Auch wenn die berufliche Umstände oder gesundheitliche Probleme einen zurückwerfen – nie, nie, niemals aufgeben.
Wer immer noch nicht genug hat, kann sich hier meinen ersten Versuch eines FITNESS DIARYS auf Youtube ansehen – aber natürlich eine Woche und nicht ein Jahr ;-)
Anbriella says
Däumchen hoch für Video & Post!
Habe zugegebener Maßen seit gestern stündlich auf dein Youtubeprofil geschaut, wegen des angekündigten Fitnessdiaries. Heute morgen wurde ich belohnt und ich bin begeistert. ♥
Was mich an deinem Post motiviert – Rückschritte gehören auch mal dazu! Ich habe vor 3 Monaten im Fitnessstudio angefangen – war aber zeitlich bedingt nicht so meins. Jetzt laufe ich (das erste Mal in meinem Leben) und mache zu Hause Krafttraining. Das macht wirklich Spaß und nach so kurzer Zeit freue ich mich schon jedes Mal darauf. Zu meinem ersten kleinen Wettkampf habe ich mich auch schon angemeldet – einfach zur Motivation!
Mach weiter so und lass ganz viel von dir hören/ sehen :D
straehnchenliesel says
Cooler Beitrag, hab ihn interessiert verfolgt:) Stimmt mich aber noch wehmütiger, weil ich wegen einer Dauererkältung seit fast zwei Wochen Zwangspause habe.
Ich hab mir auch dein Video angesehen und ich fände ein ausführliches fitnessvideo zu deinem Legday interessant :)
LG
straehnchenliesel
Doris says
DANKE Luise für deine tollen Post, Videos und Gedanken! Ich liebe es dich zu lesen, dir zuzuschauen. Und um auf die Frage im Video einzugehen: Du kannst die auch gerne länger machen :D
Hab auch deine Food-Diarys immer geliebt und hab immer noch die Szene im Kopf, wo du vorm Lidl sitzt und deinen Einkauf durchgehst.
Motivation und Inspiration!! Dankeschön!
Nica says
Wow das ist ja so inspirierend *.*
Gleich heute nach der Arbeit werde ich mich auf den Weg ins Fitnessstudio machen!
Liegen zwischen den letzten beiden Bildern wirklich nur 3 Monate? :O
Wenn ja, wäre das ja unglaublich und ich könnte es tatsächlich diesen Sommer noch schaffen, ein Stückchen näher an die Bikinifigur zu kommen :D
Liebste Grüße
Nica | http://www.my-healthy-change.de
Marie Luise Ritter says
drei Monate voller Disziplin und nur sehr wenigen Cheatmeals und einem durchgezogenen Sportpensum, yes :-)
Kathi says
Super Beitrag, Luise. Dass du die Sportart gefunden hast, für die du dich begeistern kannst, macht mich fast ein kleines bisschen neidisch – da bin ich nämlich noch am Suchen. Aber du hast total Recht: Wenn man sich dann aufgerafft hat, fühlt man sich doch jedes Mal gut danach :)
Liebe Grüße,
Kathi
Julia says
Wow! Ich bin ehrlich und gebe zu, dass ich nicht das komplette Tagebuch durchgelesen habe. Aber das was ich gelesen habe begeistert mich dich sehr!
Als erstes Respekt, dass du das hier immer aufgeschrieben hast und so durchgezogen hast. Und dann finde ich es ziemlich toll wie du dich innerhalb kurzer Zeit so für’s Sport machen begeistern konntest und trotz Verletzungen immer wiese rangegangen hast! Ich finde das sehr motivierend und würde am liebsten direkt loslaufen, so motiviert bin ich gerade!
Fazit: Sehr toller Post und sehr tolle Entwicklung!
Liebe Grüße,
Julia
Sabrina Houschk says
Du kannst wirklich stolz auf dich sein! & ich bewundere dich dafür, das du das ganze durchgezogen hast, trotz der Niederschläge :)
Neele says
Endlich mal ein realistischer Fitness-Post, der einen motiviert, auch die tiefsten Tiefs zu überwinden. Toll gemacht! :)
Marie Luise Ritter says
Fand ich wichtig, zu zeigen, dass es auch Rückschläge gibt und dass es sich lohnt, dran zu bleiben :-)
Kristina says
Hach an diesen Beitrag von damals kann ich mich noch erinnern – und er ist noch genauso motivierend wie damals! Danke für’s erneute Verlinken im neuesten Post :)