„Wir brauchen Fotos zur Erinnerung“, sage ich in die Runde, „an uns und an diesen Sommer“. Es ist warm, Samstag Nacht, wir sitzen draußen, die Straßen voller Menschen, warmes Licht scheint aus den angrenzenden Bars. Unsere Stimmen kleben sich so ineinander, dass sie gar nicht wirklich zu entwirren sind, ein Lachen, das hier anfängt und woanders aufhört, Energie, die ansteckend ist. Ich bestelle den witzigsten Drink von der Karte, es wird mein running gag, der sich über den Abend zieht, und ich zwinge jede, davon zu kosten.
Ich mag Momente, die mir das Gefühl geben, das Leben wirklich zu spüren. Lebendig zu sein. Alles mit Adrenalin, alles Unbekannte, und vor allem, mit meinen Freundinnen nachts draußen zu sitzen und zu lachen bis ich Muskelkater im Bauch habe.
Ich denke immer, ich kann alles alleine, ich brauche niemanden, und kann mich überall alleine durchschlagen. Und wahrscheinlich ist dem auch so. Ich kriege alles alleine hin. Aber was ich dabei manchmal vielleicht vergesse, ist, wie schön es ist, mit Freunden gemeinsam durchs Leben zu gehen. Und wie sehr dieser kleinen Haufen Grinsebacken mein Leben eigentlich bereichert. Wie lebendig ich mich mit ihnen fühle, durch sie vielleicht erst.
“Eine Ära geht zu Ende”, sagt die andere Luise an diesem Abend noch, als ich von meinen Plänen erzähle und alles sich nach Abschied anfühlt. Ich will den Sommer woanders verlängern, eigentlich reise ich dieses Jahr immer ein bisschen der Sonne hinterher.
“Nicht wirklich”, antworte ich. Aber irgendwie schon.
Müde Spätsommermelancholie hängt am Morgen danach in den Straßen, klebrig und schwer, Sonne und Menschen. Die Straßencafés und Bars sind alle bis auf den letzten Platz besetzt, als ich an diesem Sonntag Nachmittag so langsam wie möglich nach Hause schlendere, um alles anzusehen und aufzusaugen. Als würden wir alle gemeinsam diese verbrachte Zeit feiern, die letzten Wochen, die sich wie in einem Schnelldurchlauf anfühlten. Pausetaste, an diesem Sonntag. Erst um sechs war ich an diesem Morgen müde getanzt nach Hause spaziert, hatte den Sonnenaufgang über die Hausdächer kriechen sehen, als könnten wir die Tage und den Sommer verlängern, wenn wir einfach in ihm bleiben, stehen bleiben, nicht schlafen gehen. Diese Melancholie, die die späten Sommertage mit sich bringen, wenn der iPhone Speicher voll und die Lachfalten tiefer eingraviert sind, es morgens das erste mal nach Herbst riecht und dann mittags wieder so heiß wird und wir die Gläser ein vielleicht letztes Mal aneinander fallen lassen, wenn jeder Sommerabend der letzte sein könnte – vielleicht ist das die schönste Zeit im ganzen Jahr.
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