Hafentrubel
Ich habe durch einen Zufall die perfekte Wohnung in erster Reihe in Nizza am Hafen gefunden. Alt aber charmant, typisch französisch eben, alles knackt und knarzt ein bisschen, und der Blick Richtung offenes Meer ist atemberaubend. Von den Fenstern aus sieht man einen Sonnenaufgang, der sich jeden Morgen erst zart und dann komplett orange hinter den Hügeln des Mont Boron hervorarbeitet, um dann das ganze Gebiet rund um Port Lympia, das Wasser und die darauf schippernden Boote in goldenes Licht zu tauchen. Der heutige Hafen in Nizza wurde vor zwei- oder dreihundert Jahren angelegt, damals noch unter dem Königreich Sardinien, also Italien. Erst seit 1860 gehört Nizza zu Frankreich. Vor dem Bau des Hafens war die Gegend eine sumpfige, ungenutzte Bucht, in einem Museum hatte ich mal Bilder davon gesehen. Der Bau war ein ehrgeiziges Projekt für die damalige Zeit, das vor allem für militärische und wirtschaftliche Zwecke gedacht war. Ein wichtiger Knotenpunkt zwischen Genua und Marseille, ein Tor in verschiedene Welten. Ich lehne mich ans Geländer am Wasser, beobachte die rot-gelben Fassaden, die im Licht aussehen, als seien sie nur für diese goldene Stunde gebaut worden. Die bunten Häuser hier am Wasser sind eine Mischung aus ligurischer und piemontesischer