Ich weiß, dass es heute schön ist, dass es draußen hell ist, dass ich heute einen guten Tag haben werde, noch bevor ich die Augen geöffnet habe. Ich schlafe mit offenen Vorhängen und mein Bett steht am Fenster, weil beides sehr positive Auswirkungen auf mein Aufwachen hat.
Die Kaffeemaschine surrt, Penny wufft vor sich hin, die Straßengeräusche kommen durchs offene Fenster rein, während ich mich und die Wohnung fertig für den Tag mache. Meine Uniform ist eigentlich jeden Tag die gleiche: Ein locker fallendes Kleid, Cardigan und Stiefel, der gleiche Mantel, mein liebster Schal.
Das hier, fühlt sich nicht mehr nach Winter an, denn ich stehe wieder früher auf, empfinde acht Grad wieder ganz anders, verbringe mittags fast eine Stunde an der frischen Luft. Es mag an diversen Medikamenten liegen, aber gerade rieche ich etwas, und auch das macht mich ziemlich glücklich. Es riecht so … verbrannt. Und neu. Wie frisch gewaschen. Und fröhlicher. Ich rieche etwas. Ein ganz kleines bisschen, nach über einem Jahr wieder. Diese Tatsache macht mich unbeschreiblich dankbar. So, so glücklich.
Es gab kein Licht und jetzt gibt es wieder welches, hier und da zumindest, das finde ich sehr, sehr gut. Ich feiere es mehr als meinen Geburtstag, als ich auf die Uhr gucke und es immer noch hell ist, heute haben wir die 18 Uhr Marke geknackt. Der Winter kam mir ziemlich lang vor und jetzt doch kurz zugleich, langwierig und kräftezehrend genauso wie ein ganz kurzes, reinigendes Gewitter.
Vor allem in einer Stadt wie Hamburg werden einem die schönen Dinge nicht so einfach vor die Nase gesetzt – man muss sie suchen, absichtlich, und losgehen, von selbst, und sie dann auch erkennen. Letztendlich alles eine Sache des Blickwinkels. Sonst sieht man nur grau in grau.
Ich bin schon bereit, meinen Mantel abzulegen, gegen Leder- und Jeansjacke einzutauschen, den Schal wegzupacken, nur noch Jeans, Turnschuhe, Shirts zu tragen. Mit Tulpen auf dem Arm die Rothenbaumer Chaussee runterzuspazieren, meinem neuen elbGym schon morgens 6:30 einen Besuch abzustatten, um die Alster zu laufen und meinen Balkon auf den Frühling einzustimmen. Pflanzen, am besten ganz viele, Windlichter, kuschlige Decken und Palmenprints.
Glücksmoment des Tages: Die Box vom Coachella, die heute per Einschreiben gekommen ist. Das erste von vielen Festivals in 2017. Bis dahin verstecke ich mich unter meinem Schal, der mich ab und an auch halb ermordet, wie man sieht, haha. Beobachte die Schneeflocken, die sich ziemlich gut vor dem dunklen Haus gegenüber abheben und harre der Dinge, die da noch so kommen, während ich meinen Posteingang abarbeite. Immerhin schon März, immerhin fast über 15 Grad, immerhin der nächste Urlaub in greifbarer Nähe. Gerade habe ich das Gefühl, ganz gut hinter allem hinterherzukommen, statt in meinem Tun verloren zu sein. Die To Dos werden freilich nicht weniger, nur eben meine Einstellung dazu. Empfinde alles als machbar, bin dadurch schneller, habe mehr Freizeit. Verbringe die ersten Abende auf dem Balkon, der Laptop längst zugeklappt, dick eingewickelt, lesend, Musik. So fühlt sich für mich ein erstes Frühlingsgefühl an.
Juls says
Love it <3
Dunja says
sehr schöner Post!
finde toll, wie du das Frühlingsgefühl beschreibst – das ist einfach jedes Jahr toll, wie die Welt aus dem Winterschlaf erwacht :)
Liebe Grüße
Dunja
Elisabeth says
Wieder mal ein toller Text! <3
Lara says
Wunderschöner Text und wunderschöne Bilder, Luise! Man sieht das glücklich sein an! Ich hoffe du hast jetzt bald wieder mehr Tage an denen du etwas riechen kannst. Eines der schönsten Dinge am Frühling sind die schönen, frischen Gerüche..
Liebe Grüße
Lara von http://hotchpotchlife.com
Lisa says
So schöne Bilder!
Nina says
Liebe Luise,
ich lese deine Texte sehr gerne und dieser ist dir mal wieder super gelungen :)
Du siehst auf den Bildern richtig glücklich aus!
Ich freue mich auch auf den Frühling und finde es sehr angenehm wie es immer später hell wird :)
Liebe Grüße,
Nina
Lisa says
Es tat so gut, heute Morgen, an diesem grauen regnerischen Sonntag diesen Text zu lesen. Mein Spatz im Arm – schlafend -.
Dieses Jahr fühlt sich der Frühling anders an. Nun als Mama entdeckt man alles nochmal neu und bestaunt die leuchtenden Babyaugen, die zum ersten Mal im Leben ein Schneeglöckchen oder ein Krokus sehen.
Danke für deine Texte – sie geben mir einen wichtigen Teil von dem Leben zurück, den ich im Moment hinten angestellt habe, um für meinen Kleinen voll & ganz da zu sein!
Marie Luise Ritter says
<3!!