Es ist April, Mai oder Juni 2016. Ich mache eine nervige Zeit durch, privater Kummer. In solchen Zeiten weiß man theoretisch, dass alles irgendwann wieder besser wird, aber genau in dieser Sekunde – gibt es nichts drumherum, nur diesen Moment. Ich schreibe und denke und ändere und bleibe und es wird nicht besser. Was mir hilft, ist dieses Gedankenexperiment: Ich beame mich ein paar Jahre gedanklich zurück, nach 2014 zum Beispiel. Und stelle mir meine damalige Ahnungslosigkeit vor, ohne zu wissen, was mit meinem Leben passieren wird. Und dann bin ich hier, wo ich gerade bin, in 2016. Ich hatte damals keine Vorstellung, wo ich heute sein werde, wie wird es also sein, wenn ich in zwei Jahren auf das hier zurückblicke? Alles ist vergänglich und alles ändert sich. Was im Leben wirklich zählt, darauf sollte man sich besinnen.
Also fange ich an, mir aufzuschreiben. Ab und an die Kamera anzumachen, weil Bewegtbild immer mehr eine Ausdrucksform wird, in der ich mich wohlfühle. Festzuhalten, dass ich gesund bin, und allen Grund habe zufrieden zu sein, weil wir so viel mehr haben, als wir denken, weil sich so viel ändert und bessert und ergibt, weil wir auf einem Floß treiben und irgendwann selbst bestimmen, die Kontrolle wieder zu erlangen. Weil manche Menschen nicht für uns bestimmt sind, und dass erst das Herz bricht, und einen dann nach Verarbeitung und Auseinandersetzung eine neue Ebene des eigenen Selbst erlangen lässt, die man vorher nicht kannte. Dieses Video habe ich im letzten Juni angefangen, um Dinge zu verarbeiten. Um mir selbst zu zeigen, dass im Leben so viel mehr wichtig ist. Weil das wichtigste, was im Leben zählt, nichts Materielles ist, keine Zuneigung ist, die uns andere verweigern, nichts, was wir aus der Kontrolle oder Meinung anderer Menschen erlangen – sondern weil das Wichtigste ist, frei zu sein, sicher zu sein, am Leben zu sein.
Es ist Mai 2017. Als ich in bei Instagram scrolle und googele und realisiere, dass der Mann einer großen Instagrammerin von der Welt gegangen zu sein scheint, bleibt mir die Luft weg. Es bricht mir das Herz, ohne sie zu kennen. Dieses Gefühl hält nicht nur ein paar Minuten sondern einige Tage an. Einfach nur, weil ich ihr auf Social Media seit langer Zeit folge, alles vertraut scheint, alles übertragbar auf meine eigene Situation. Kann mit keiner Faser verarbeiten, wie schlimm so ein Verlust sein muss. Höre Unmengen The XX. Es fühlt sich auf einmal so kurz an, dieses Leben. Das sind die Momente, die so richtig erden. Nachdenken lassen über unseren eigenen Weg, hinterfragen, ob wir alles geben, unsere Lieben wertschätzen, jeden Moment nutzen. Und haben wir überhaupt schon richtig gelebt? Wann hat man genug gelebt, was verpasst man gerade? Können wir erst wirklich glücklich sein, wenn wir uns Glück in Worte fassen, darüber nachdenken, wie viel wir haben, dankbar sind? Mein “Was im Leben wirklich zählt”-Video ist längst fertig. Und es könnte zu meiner Stimmung der letzten Zeit nicht passender sein, als es jetzt zu veröffentlichen. Und ihr seht das genauso und teilt eure Geschichten und öffnet euch und erkennt und bestätigt, was ich meine und denke und dafür – danke ich euch.
… Lebensfreude! Ein 365 Tage Film.
Hanna says
so, so, so schön und beruhigend. Danke Luise für diesen feinen Kurzfilm von dir. Es ist für mich derzeit das Thema Freundschaft was mich so erdet, was ich neu finde. Fühlt sich an, als hätt ichs die letzten Jahre so vernachlässigt – und in meinen 25 Jahren nie so stark gefühlt. Es ist einfach wunderbar, Menschen um sich rum zu haben, die wissen wollen wer du bist.
Danke dir :)
Lieben Gruß
Hanna
Betty says
..gerade in diesem Moment bin ich unendlich dankbar für dieses wunderschöne Video liebe Luise.
Das Herz ist gerade gebrochen, und es gibt keinen Grund zum bleiben, deswegen muss ich gehen. Aber es fällt mir unendlich schwer die positive Seite zu sehen. Und mich daran zu erinnern, dass das alles vergeht. Das mein Zukunfts-Ich in einem Jahr sagen wird, dass es gut so war. Das es richtig war. Dass die ganzen neuen Abenteuer sonst nicht passiert wären. Ich konnte mich nur nicht in die Zukunft versetzen.
Das Video hat mich gerade wieder daran erinnert, dass ich es kann. Und die ganzen anderen Farben des Lebens wieder bunt gemacht.
Danke Luise. Danke, dass du so eine wahnsinnige Ausstrahlung hast und diese jeden Tag ein kleines oder ein großes bisschen in die virtuelle Welt bringst. Danke für alle Sonnenaufgangs und Untergangs Snaps. Danke fürs immer mal wieder erinnern und wach machen..
.. Danke! <3
Marie Luise Ritter says
<3 gänsehaut
Katha says
Einzigartiges Video, sehr schön. :) Hab es mir gleich zweimal hintereinander angesehen, beim ersten Mal kann man das gar nicht alles erfassen, was es rüberbringt.
Und dein Satz hier: “Dieses Video habe ich im letzten Juni angefangen, um Dinge zu verarbeiten. Um mir selbst zu zeigen, dass im Leben so viel mehr wichtig ist.” bringt mich dazu, mal darüber nachzudenken, ob ich so etwas nicht auch für mich selbst beginnen sollte. Also wirklich nur für mich. Tolle Momente im Bewegtbild festhalten, finde ich irgendwie gerade eine noch schönere Idee, als “nur” Fotos zur Erinnerung zu machen.
Mir fällt es nämlich manchmal echt schwer, diese positiven Dinge am Leben zu sehen und nicht nur in den negativen festzuhängen…
Danke für die Inspiration!
Liebe Grüße, Katha
Denise says
Mit den Pommes hast du aber sowas von recht! :-)
Ein ganz arg tolles Video. ich finde vor allem, dass man dir total anmerkt, dass du dankbar, zufrieden und glücklich bist und immer alles aus einem Moment mitnimmst. Daran muss ich manchmal noch arbeiten – danke, dass du mich immer wieder daran erinnerst.
Babs says
Wow, so ein tolles Video. Vielen Dank 🙏