Ich lasse mich vom Licht wecken. Sonne habe ich morgens nicht in meinem Schlafzimmer, aber der Sonnenaufgang spiegelt sich so in den Fenstern der Gegenseite, dass immer ein bisschen Licht und hell und Tag zu mir zurückscheint. Und meine Vorhänge sind wirklich dünn.
Also wache ich auf, einfach so, ohne Wecker. Aktuell gegen fünf. Gerade ist der Mai so schön, macht mich so hibbelig und aktiv, dass ich eh nicht länger schlafen könnte. Senile Bettflucht, würde meine Oma sagen.
Gegen 5:30 gehe ich mit Penny raus, dann gibt es einen Kaffee mit Eiswürfeln zurück im Bett oder auf dem Balkon, heute außerdem einen Smoothie – zwei Bananen, ein Löffel Erdnussbutter und Hafermilch. Zwei Stunden später ist das Mail Postfach leer beantwortet und ich gehe laufen. Manchmal laufe ich direkt morgens um fünf, manchmal arbeite ich erst ein bisschen. Heute also erst laufen um acht. Schön gemütlich um die Alster im Uhrzeigersinn. Es ist so warm morgens schon, 22 Grad und praller Sonnenschein. 8 Kilometer, 53 Minuten.
Ich dusche heiß und dann eiskalt und creme mich dann mit 50er Sonnencreme ein. Ich liebe den Geruch. Dann kommt mein weißer Bikini drüber, weil ich aktuell hauptsächlich helle Klamotten trage, und nichts durchscheinen soll. Heute entscheide ich mich für ein helles Kleid, Leinen, gestreift, Midilänge. Ich hatte schon überlegt, es zurück zu schicken – ich meine gerade läuft ja einfach jeder in den Teilen rum, aber ich finde es einfach zu schön. Zu gemütlich. Also behalte ich es.
Auf Instagram entdecke ich ein neues Café im Grindelviertel und schreibe Regina: Wir müssen da hin! Sie: Wann? Ich: Jetzt? 30 Minuten später sitzen wir vor unseren aufgeklappten Laptops in der Bornstraße in der Sonne. Ich bin niemand für lange Planungen (“Hast du am Freitag in zwei Wochen 14:20 Zeit?”) und liebe es, dass ich meine Freundinnen gerade hauptsächlich spontan sehe und uns das allen beruflich so möglich ist, weil wir als Freiberufler unsere Arbeitszeit auch mal miteinander verbringen können, über Projekte reden und uns Input geben.
“Bist du nicht Luise? ich liebe deine fröhliche Art!”, läuft ein wunderschönes, lockiges Mädchen freudestrahlend an mir vorbei und das ist nur einer von vielen Glücksmomenten an diesem Tag. Ein bisschen viel zu aufgedreht und sehr gelassen zugleich. Der Sommer allgemein hat hier wieder ganz viel Spontan sein in mein Leben gebracht – und vor allem Entspannung in jeder Hinsicht. Eigentlich ist noch Frühling, ich weiß. Aber bei den Temperaturen und in meinem Herzen ist schon Sommer.
Samstag will ich eigentlich ruhig machen – am nächsten Tag geht es nach Marrakech, theoretisch kann es nicht schaden, ausgeschlafen, gut gepackt und durchgeplant in den Tag zu starten. Ich nutze den Tag stattdessen mit Freunden an der Alster, Wiese, Decke, Bier.
Spontan fragt mich Luise 17 Uhr nach einem schnellen Dinner Date bevor ihr Zug geht. Letztendlich sitzen wir fünf Stunden bei Sonne, Sonnenuntergang, Weißweinschorle und Sternenhimmel in der Schanze, canceln ihren Zug, Freunde schließen sich an, wir laden ihr Zeug bei mir ab und ziehen weiter auf den Hamburger Berg und die Große Freiheit.
Ich fühle mich gerade gar nicht nach Urlaub, weil das Leben, was hier Zuhause auf mich wartet, so spannend ist. Mein Kopf braucht immer lange, hinterher zu kommen, und deswegen ist es schön und bittersüß zugleich, dass er gerade so gar nicht begreift. Zu viele Erlebnisse. Und doch lande ich in Marokko, genieße diese neue Welt, stapfe mit Anna durch die Tage und erfreue mich an unseren Gemeinsamkeiten und unterschiedlichen Charakterzügen, an ihrer Tiefe und ihrer ganz anderen Art, mit den Dingen, die uns ziemlich ähnlich passieren, umzugehen.
Für die ganze nächste Woche ist zurück in Hamburg Gewitter angesagt, ich hoffe jeden Tag darauf, während ich täglich meine trockenen Balkonpflanzen nachgieße, während ich im Bus zerfließe, während ich laufen gehe, aber es bleibt schön. Freitag Abend bricht dann endlich der Himmel. Ich reiße alle Fenster auf und lasse die Gewitterluft in meine Wohnung rein, während wir auf dem Balkon sitzen und noch eine Flasche Wein köpfen. Der bleibt großteils trocken, ein bisschen nass werden wir, wenn der Wind sich dreht, aber das stört nicht weiter. Die nächsten Tage sind schon wieder ein bisschen verplant. Nur schöne Dinge. Sommer eben. In der Nacht, nach um zwei dann zumindest, als wir nach drinnen umziehen, kann ich das erste Mal seit Wochen wieder richtig schlafen. Nicht nur liegen und ruhen und wälzen sondern richtig tief schlafen. Endlich.
Alice says
Du fasst das in Worte, was ich so gerne empfinden würde. Ich weiß so genau, so exakt, was du meinst, dieses sorglose, herzliche, warme Gefühl von “es ist Sommer, es ist perfekt so, wie es ist”, von Glück. Mit Freunden etwas unternehmen, durch die Stadt ziehen, alle Türen scheinen einem offen zu stehen, mal kurz bei jemandem zwischenlanden, zusammen in die Nacht tanzen und abends um 11 die Fenster aufreißen, weil die Luft dann am kühlsten ist. Ich sehne mich so sehr nach diesem Gefühl. Vielleicht ist auch bei mir bald wieder Zeit dafür.
Lena says
Wunderschöner Text, du hast dieses besondere Sommergefühl richtig gut in Worte gefasst :)
Pauline says
Ein wunderschöner Text Luise! Deine Worte strahen irgendwie so eine Ruhe aus, Gelassenheit, Zufriedenheit, das schwappt gleich auf mich über
Und dieses wunderbare Sommergefühl ist einfach traumhaft, auch wenn es bei mir gerade nicht so ruhig ist, aber trotzdem wunderschön
Das macht mich einfach so so glücklich. Ich sitze jeden Abend am Abendbrotstisch in der Sonne in Top und kurzer Hose und kann es nicht fassen, dass wir so ein unheimliches Glück haben mit diesem frühen Sommer – für mich ist das perfekt so :) du hättest ja gerne auch mal regen :D
Liebeste Grüße
Pauline <3
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Julia says
Sehr schöner Beitrag Luise. Ich wünsche dir noch eine schöne Woche :)
Tini says
Wow, toll geschrieben. Genau das, was ich auch gerade fühle! Du schaffst es einfach immer wieder Gefühle und Situationen perfekt in Worte zu fassen. Liebe Grüße Tini
Theresa says
Hab gerade deinen Blog etc gefunden und deine Bilder sind so herrlich ehrlich und schön :) Du wirkst total authentisch und sympathisch! Deine Texte sind gut geschrieben und du hast jetzt mit mir einen neuen Follower :) Bin gespannt was so die Tage noch von dir kommt ☀️
Marie Luise Ritter says
oh lieb von dir, danke :)
Sara says
Wow, ich liebe deine Art zu Schreiben und zu Denken einfach so sehr. Du gibst einem so viel Inspiration. Danke dafür. Da fragt man sich als Mensch mit einem normalen Büro-Job, warum man das denn macht, alles immer bis ins kleinste Detail plant und nicht wirklich spontan sein kann und in meinen Augen gerade, nicht wirklich das Leben so genießen kann, wie man es vielleicht tun könnte…(ich weiß natürlich, dass als Selbstständiger auch nicht immer alles einfach und blumig ist). Bin zwar erst 20 und eigentlich steht mir noch alles offen, aber irgendwie auch nicht. Danke für deinen Blog <3