Ich stehe fünf Uhr morgens auf, weil ich keinen Grund habe länger liegen zu bleiben. Weil ich diesen Tag, der vor mir liegt, nur genau einmal erleben darf. Es ist irgendwann im Sommer, es ist 2018. Ein schöner Tag von vielen – aktuell verwöhnt das Leben Hamburg und mich mit so viel Wärme, Liebe und lauen Sommernächten.

Wenn der Sommer jetzt einfach so vorbei wäre, es wäre ein richtig guter Sommer gewesen. Schon jetzt. Ja doch, das könnte ich behaupten. Es ist erst Juli, der Zwölfte heute, und trotzdem habe ich schon so viel erlebt, so viel mitgenommen. Habe mein Zeit nicht vertrödelt, hab sie genutzt. War auch mal unvernünftig, habe lebenslange Erinnerungen geschaffen.

Vielleicht ist genau heute ein Drittel meines Lebens vorbei. Falls ich achtzig Jahre alt werde. Für die Rahmenbedingungen, die das Leben, das Wetter oder die eigenen Möglichkeiten einem auferlegen, kann man oft nichts – aber es ist wichtig, dass man innerhalb dieser das beste daraus macht. Wertschätzung meiner Zeit auf dieser Erde gegenüber.

Look around you, appreciate what you have – nothing will be the same in a year.

Der Verlust einer ehemals guten Freundin Anfang Januar hat mich wachgerüttelt. 30 ist zu jung. Ich denke jeden Tag an sie. Dass das Leben kostbar ist, weiß ich schon immer. Wie kostbar und kurz es wirklich sein kann, weiß ich erst seitdem.

DIE VERGÄNGLICHKEIT DES SEINS

Oft hetzt man durch den Tag, plötzlich ist Silvester und man fragt sich, wo das Jahr hin ist. Den Moment richtig zu genießen und im Hier und Jetzt zu leben, kann manchmal echt schwer fallen. Ich mache dafür gerne meine Vergangenheits-Zukunft-Übung: Ich erinnere mich zum Beispiel an 2014, und wie mein Leben in dem Jahr war (verrückt, studentisch, Männer, Abschluss, voller Chaos) und was für eine gute Zeit ich doch hatte. Die ich in dem Moment ein bisschen selbstverständlich genommen habe und, kaum war es September, ganz dramatisch vermisst habe. Und dann gehe ich im Kopf in die Zukunft und überlege mir, was ich zum Beispiel in 2022 von 2018 denken werde. An was ich mich erinnern werde, was mir wichtig war, welche Zeit ich durchlebt habe und was das Jahr richtig erinnernswert gemacht hat.

Diese kleine Übung hilft mir immer, mir die Vergänglichkeit meines Seins vorzustellen. Alles, was ich jetzt habe und lebe ist flüchtig und wird nicht für immer so bleiben. Lebensumstände ändern sich. In 2022 werde ich vielleicht mit einem Partner zusammenleben und mehr Verantwortung tragen – und mich, kann ja sein, zurückerinnern an mein Leben alleine, und welche schönen Aspekte auch dieser Teil hatte. Oder ich lebe alleine im Ausland. Oder ich habe eine ganz neue Arbeitssituation: Egal was, alles kann und wird sich ändern. So schaffe ich es, schon jetzt, während ich genau das lebe, die Schönheiten meiner Situation jetzt gerade zu erkennen und es wirklich zu genießen. Flüchtige Momente genießen sich leichter, als wenn man die Zeit sich wie ein Kaugummi zieht und man das Gefühl hat, dass der Tag, die Woche, der Monat einfach nicht umgehen will.

Der Sommer ist kurz, das Leben ist es auch. Manchmal haut mich der Gedanke um, dass ich nicht immer in meinen Zwanzigern sein werde. Dass ich dieses Jahr schon 27 werde. Dass alles so schnell geht, dass alles nur so kurz in meinen Händen ist. Also versuche ich umso mehr, alles aufzusaugen, mitzunehmen, rauszugehen, Alles, nur nicht meine Zeit vertrödeln. Aus allem das beste machen. Und du?

Sei mutig. Sei übermütig. Schieb die Angst beiseite. Sei naiv. Versuch aus jedem Tag das für dich beste zu machen. Mal nur schlafen und mal nur tanzen, mal durch das halbe Land mit dem Zug fahren. Erleb was. Mach was. Aus deinem Sommer und dem ganzen restlichen Jahr.

Also – diese Jahre, die du gerade hast, mitten in den Zwanzigern. Verschwendest du diese Jahre?
Verschwendest du deinen Sommer?