Vor ein paar Wochen auf einem Event: Ich snappe, male in die untere rechte Ecke mit rot ein “Ad”, suche den Filter aus, und poste es in meine Story. Als ich den zweiten Snap mit genau dieser Kennzeichnung verschönere, schaut mir jemand über die Schulter, fragt was ich da mache. Für meine Erklärung, dass ich versuche, das hier als Werbung zu kennzeichnen, da am gleichen Tag ein gesponserter Blogpost online gegangen sei, und das Event genauso wie mein Snap in dem Moment irgendwie zur Kooperation gehören, ernte ich ein Lachen. “Na, da bist du ja die Einzige hier.”
Es folgt die übliche Diskussion, die mal mehr und mal weniger anregend abläuft, an diesem Tag aber ganz spannend ist, weil ich hier, auf einem Event zwischen vielen Bloggern, versuche, verschiedene Perspektiven in der lange währenden Kennzeichnungsdebatte zu verstehen. Debatte? Denn, dass es verpflichtend ist, ist zwar keine Frage, steht aber doch der, meiner subjektiven Ansicht nach, mehrheitlichen Masse an Influencern gegenüber, die darauf gerne verzichten, und wiederum denen, die sich zurecht über diesen Verzicht beschweren.
Stichwort: Grauzone
Ich verstehe durchaus, dass man schnell mal vergisst, was man da gerade macht. Dass man meistens nicht genau weiß, was man alles kennzeichnen muss – denn was ist mit Events, für die man kein Geld bekommt, die aber im Gegenzug zu Speis, Trank und Networking einen schicken Instagram Post erwarten? Was ist mit den Postings, die man aus Nettigkeit macht, weil man sich mit den Labels oder Agenturen gut versteht, die man von einer vorangegangenen Kooperation kennt? Was ist mit den Kooperationen, die nur auf dem Blog stattfinden und bei denen Blogpost bezahlt wird, die man aber (weil man das eben so macht) auf Instagram und Facebook anteasert, und manchmal die Marke, um die es im Blogpost geht, direkt mit verlinkt? Und dann sind da ja noch die vielen zugesandten Klamotten und sonstigen Goodies …
Ich lasse mir wenig zuschicken, weil ich nicht weiß, wohin damit. Ich wähle lieber gezielt aus, gucke genau, was zu mir passt, als “mit allen mal zusammengearbeitet zu haben”. Und vor allem, neben den utopischen Bergen an Pappmüll: Weil ich keine Lust habe, so viel zu versteuern – denn das kommt bei dem einen oder anderen Goodie noch dazu. Überhaupt die Buchhaltung, das Schätzen des Wertes und das Einkleben von Quittungen wäre mir in größerer Masse schon zu viel bürokratischer Aufwand. Häufig stellt sich mir auch die Frage, ob Blogger, die täglich auf Snapchat Pakete auspacken, überhaupt wissen, dass sie für bestimmten Kram als sogenannten Sachbezug ebenso eine Mehrwertsteuer abführen müssen, und manches damit gar nicht mehr kostenlos ist, sondern den Blogger tatsächlich etwas kostet?
In letzter Zeit ist auffällig, dass vor allem die “Großen” Instagrammer, die, die von Event zu Event jetten und zwischendurch Pakete auspacken, einen Blog eher der Formalität halber und nicht als Mittelpunkt der Onlinepräsenz, sondern eher wie ein ungeliebtes Haustier halten, die sind, die irgendwann aufhören, das kleine #ad zu benutzen.
Als würde man ab 500k auf Instagram durch ein gold verziertes Tor gehen, hinter dem schöne Frauen in weißen Hippie Kleidern und mit Daniel Wellington Uhren, Fittea und Proteinshakes behängt nur darauf warten, einem den #Sponsored Hashtag abzunehmen und mit heller Stimme zu rufen: “Den brauchst du jetzt nicht mehr! Jetzt passiert hier so viel – du hast jetzt Wichtigeres zu tun, als deine Werbung zu kennzeichnen!”
Schleichwerbung als daily business
Und wie manche Bloggerin schon vermeintlich richtig im Dialog mit sich selbst feststellte: Eigentlich ist es doch egal, ob ich das jetzt kennzeichne oder nicht – ich stehe trotzdem hinter allem und das hier ist meine eigene Meinung. Ich stimme dir zu, das kann schon sein. Die Sache ist nur: Wenn du deinen Lesern von einer Creme vorschwärmst, die ja sooo tolle Haut macht, dafür 1000 Euro einsteckst und das nicht kennzeichnest, ich am nächsten Tag, weil die Creme tatsächlich gut ist und ich sie weiterempfehlen möchte, dann einen unbezahlten Post mache, tatsächlich den Drang verspüre, schreiben zu müssen: #notsponsored #einfachso #weilichesmag. Denn wenn du dich nicht von mir abgrenzt, muss ich mich ja von dir abgrenzen. Und das ist so rum irgendwie der falsche Weg.
Und sehen wir den Tatsachen mal ins Augen: Du kennzeichnest nicht, weil dann streng genommen 98 von 100 Postings ein #werbung beinhalten müssten.Weil du die Trauben halt erntest, wie sie auf den Bäumen hängen – und sicher würde niemand Einladungen von Dior, Chanel oder Gucci an die schönsten Orte der Welt ausschlagen. Ich auch nicht. Aber ist Erfolg der Freifahrtsschein auf der Autobahn namens Schleichwerbung?
Im Studium habe ich gelernt:
“Nach dem Telemediengesetz (§ 6 Abs. 1 Nr. 1 TMG) ist Schleichwerbung verboten, denn die sogenannte „kommerzielle Kommunikation“ muss deutlich als solche erkennbar sein. Auch nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (§ 4 Nr. 3 UWG) sind verschleierte geschäftliche Handlungen mit Werbecharakter unzulässig.”
Dabei ist nach Meinungen von Juristen das kleine #ad, kurz für Adverstisement, dass sich gerne mal zwischen einer Menge an Hashtags versteckt, auf Instagram nicht mehr ausreichend, da nicht deutlich als Werbung erkennbar. Ich habe davon gelesen und alle meine Instagram Posts editiert: Statt #sponsored oder #ad steht da jetzt #werbung.
Während ich das hier so tippe, fühle ich mich müde belächelt von den großen Instagram Größen, á la “Welch sinnfreie Diskussion. Müsste ja eh jedem klar sein, was wir hier machen”.
Nein, ich glaube: Das ist es nicht. Denn da gibt es noch einen wichtigen Faktor, einen den wir nicht vergessen dürfen, der mir vor allem klar wird, wenn ich mir bei YouTube das Alter meiner Zielgruppe ausspucken lasse:
Verantwortung & Vorbildfunktion
Es geht nicht nur darum, was man in Deutschland so zwischen Steuer zahlen, Werbung kennzeichnen und in die Rentenkasse einzahlen “machen sollte”, sondern auch, welche Vorbildfunktion und Verantwortung man gegenüber seiner Zielgruppe hat.
Wenn man den Fernseher einschaltet, weiß man, dass GZSZ zwischen 20.08 und 20.14 von einem Werbeblock unterbrochen wird. Da muss nicht daneben stehen, dass diese Spots nicht zum Programm gehören. Durch das Aufwachsen mit dem Fernsehen sind wir es so schon früh gewohnt gewesen, Werbung von redaktionellen Inhalten zu trennen.
Bei Blogs war das allerdings nicht so – auf Blogs fand man Werbung meist unbezahlt – Produkte, die einfach weiterzuempfehlen waren.
Früher war bloggen: Ich habe so viel Kreativität in mir, die raus muss. Ich will Herzblut in etwas stecken, ich will online auf einer kleinen Seite ein Zuhause haben, das 100% ich ist. Ich will schreiben und meine Meinung sagen, ich will inspirieren und inspiriert werden.
Inzwischen haben Firmen da Kooperationspotential erkannt, stellen immer größere Budgets bereit und ich freue mich über jede Anfrage, die ich bekomme, lache über absurde “Blogpost gegen Gutschein”-Deals, beobachte, wie meine Zahlen immer weiter wachsen und gehe gerne Kooperationen ein, die zu mir passen, hinter denen ich stehe – und die ich dann kennzeichne. Denn nur so kann ich mir meine Authentizität bewahren.
Aber, wenn ich kurz inne halte, stellt sich mir immer wieder die Frage: Könnte mein 14-jähriges Ich ungekennzeichnete Instagram Werbung und -Reisen einordnen und klar von der Realität trennen, so wie den Werbeblock bei GZSZ?
Ich bin niemand, der ständig die “früher war alles besser”-Keule schwingt. Ich bin niemand, der sich groß umschaut oder vergleicht: Denn ich bin dankbar, aktuell hiervon leben und mir neue Standbeine und Perspektiven mit dem Blog im Rücken aufbauen zu können. Aber ich bin jemand, der es schade findet, mit Menschen, die sich nicht an Regeln halten, in einen Topf geworfen zu werden.
Also egal, ob du jetzt nicht kennzeichnest, weil es ohne schöner aussieht, weil die Marke es nicht will, weil du es nicht besser weißt oder weil du es schlichtweg vergisst und kennzeichnen nicht als sonderlich wichtig erachtest – es macht leider die Authentizität einer Branche kaputt, die für ehrliche Meinungen, nahbare Reviews und Bloggen aus Leidenschaft stand. Vielleicht versuchst du es also demnächst dann doch einmal. Das mit diesem Kennzeichnen. Oder liest dir das Telemediengesetz durch.
Ich würde hiermit gerne eine Diskussion anstoßen: Wie seht ihr das?
sara says
Hi Luise! Finde deinen Blog super, aber mir ist aufgefallen dass du in fast jedem der letzten Posts bestimmte Zitate hervorgehoben hast…ist das jetzt ein neues stilistisches Mittel von dir,oder hast du es dir bei Lina abgeguckt? Finde es leider etwas nervig und einfallslos,jetzt jeden Post mit solchen Zitaten zu gestalten,das macht den Lesefluss kaputt und lenkt meiner Meinung nach auch vom Thema ab, da man während des Lesens denkt : warum hat sie das jetzt so gestaltet…irgendwie sinnlos.
Ansonsten danke für deine täglichen Beiträge, die Lust auf Leben machen:) Viele liebe Grüße
Marie Luise Ritter says
Ich mache es, gerade weil es meiner Meinung nach den Lesefluss verbessert und abwechslungsreicher macht, als 1.000 Wörter Blocksatz. Mir gefällts. :-)
Clara says
Mir (gefällts) auch!
Evy says
Schön, dass das jemandem auffällt xD Ich kenne das von anderen Bloggern und bin kein Freund davon. DAs Argument “Gliederung” kann ich gut verstehen, aber das klappt mit Zwischenüberschriften oder Bildern gut. Ich denke oft, dass ein Zitat etwas Wichtiges beinhaltet, aber… es nimmt soviel Raum ein….
Allerdings: Wenn ich Bücher rezensiere und (kleine) Buchzitate verwende, grenze ich sie ähnlich ab, damit sie besser wahrgenommen werden – schließlich interpretiere ich sie xD
Marie Luise Ritter says
Zu dem “das nimmt so viel Raum ein”: Ich denke dann immer – der Platz ist hier ja unbegrenzt, warum also nicht ausnutzen?
Luise says
“Früher war bloggen: Ich habe so viel Kreativität in mir, die raus muss. Ich will Herzblut in etwas stecken, ich will online auf einer kleinen Seite ein Zuhause haben, das 100% ich ist. Ich will schreiben und meine Meinung sagen, ich will inspirieren und inspiriert werden. ”
Dieser Punkt ist mir eigentlich besonders wichtig. Ich hab relativ spät mit dem Bloggen angefangen und bin schon in die Zeitgerutscht, in der es wichtiger war schöne Bilder als gute Texte zu haben..gefallen hat mir das nicht und mich vor allem oft dazu gebracht darüber nachzudenken, ob ich dann überhaupt bloggen will. Ich hab mich dazu entschieden das “In-den-Topf-geworfen-werden” zu ignorieren und das gelegentlich spöttische Lächeln, das kommt wenn man sagt, dass man bloggt zu ignorieren. Trotzdem ist es genau richtig was du sagst.. es geht Ehrlichkeit und Tiefgang verloren. Mir fehlt einfach manchmal der Hintergrund und die Gedanken zu den schönen ersten Eindrücken.
Linn says
Stimme dir absolut zu, liebe Luise! Ich verstehe auch nicht, weshalb Kooperationen nicht klar gekennzeichnet werden, denn wenn ein Post interessant konzipiert und geschrieben ist, dann ist es mir schnurz, ob der jetzt von einer Firma angestoßen/unterstützt/bezahlt wurde. Aber da trennt sich dann halt auch schnell die Spreu von Weizen, denn das der Nutzer nichts von einem Post à la “Hier ist das drölftausendste Produkt der Firma XY und ich finde es wieder voll suuuupi” das ist ja irgendwie verständlich. Meiner Meinung hängt das Problem an mehreren Faktoren respektive Verantwortlichen: Den Firmen, die solche Nichtkennzeichnung dulden oder vielleicht sogar dazu anregen, den Lesern, die generalisiert Sponsored immer verteufeln (hey, es gibt so verdammt gute sponsored Beiträge) und den Bloggern, die sich von diesen beiden so beeinflussen lassen, dass sie deutsches Recht missachten. Denn wenn man es nicht schon der eigenen Authentizität wegen macht (wie man sich dann selbst noch ernst nehmen kann, verstehe ich auch nicht), dann wenigstens weil es dafür nun einmal Gesetze gibt. Zwar sind diese schwammig, aber auch schwammiges verbietet eine Nichtkennzeichnung in den allermeisten Fällen. Und ich weiß nicht, ob alle da blind sind oder einfach die Augen verschließen wollen, aber so eine Steuernachzahlung oder eine Abmahnung sind nicht das, was man für den 178908. Proteinshake riskieren sollte.
Bin auch deiner Meinung, was das Erstellen eines Blogs zwecks Kooperationsausführung angeht. Wenn ich mir da die ganz großen Fische im Bloggerbecken angucke, dann sind in der Regel Kennzeichnung und regelmäßiges Bloggen Fremdwörter und für mich als Leser halt auch nichts lesenswert. Aber das hat für mich ehrlich gesagt auch wenig mit dem ursprünglichen Begriff eines Bloggers und seiner Tätigkeit zu tun und ist halt ein Modemagazin, das man auf Online verlagert hat und indem der gesponserte Content vorherrschend ist.
Soo, kurz gerantet: Ich finde deinen Post und deine Meinung dazu großartig und lese deine Posts gerne, egal ob da jetzt Werbung steht oder nicht, mach bloß weiter so! :)
Alles Liebe und einen fabelhaften Sonntag,
Linn
http://linnmaira.com
Lena says
Dieser Post spricht das aus, was viele Blogger vergessen haben!!
Leider reagieren diese auch nicht gut wenn man sie darauf anspricht. Dann kommt mal wieder die Unterstellung, dass wir Follower neidisch sind, dass die Blogger so viel zugeschickt bekommen. Finde ich echt schade.
Andersherum sehe ich bei einer Bloggerin, die gesponserte Posts immer kennzeichnet, dass sich viele Follower dann plötzlich beschweren, dass sie angeblich so viele gesponserte Posts macht. Das finde ich auch schade, erst fordert man mehr Transparenz und dann beschwert man sich über gesponserte Posts. Ein sehr kompliziertes Thema 😅
Lina says
Ich finde eigentlich zumindest dein Ansatz ist gar nicht so kompliziert, wenn man fragt statt zu unterstellen, antwortet statt sich angegriffen zu fühlen und statt passiv aggressiv miteinander umzuspringen, daran erinnert zu werden, das man hier den kreativen Output eines anderen Menschen kostenlos, jeden Tag aufs Neue, klicken darf. Das heißt noch lange nicht, dass der kreative Part, also der Blogger, Narrenfreiheit und diplomatische Immunität genießt, aber eben auch, dass man nicht, gerade wenn sich jemand transparent gibt, das Haar in der Suppe sucht. Offener miteinander umgehen, ohne vorzuverurteilen. Eigentlich schon der Schlüssel. Solange die eine Seite mit Halbwahrheiten gefüttert Unterstellungen schmeißt und sich als Richter fühlt, solange die andere Seite umtransparent und heimlich agiert, kommt man zu dem Punkt, wo man absurderweise gegeneinander arbeitet, statt sich daran zu erinnern, dass es hier eigentlich mal ums Teilen ging…
Julia says
Liebe Luise,
ich lese bereits seit ca. sechs Jahren Blogs und fing überhaupt erst damit an, weil ich eben echte Meinungen von echten Menschen, mit denen ich mich auch identifizieren kann, lesen wollte. Mittlerweile hat man leider das Gefühl, dass man sich nicht mehr sicher sein kann, ob man wirkliche eine ernst gemeinte Rezension zu einem Produkt zu lesen bekommt oder ob da nicht doch die Firma durch den Blogger spricht.
Versteh mich bitte nicht falsch, ich habe nichts gegen Kooperationen, das ist nunmal die Richtung in die sich die Bloggerlandschaft entwickelt hat, aber ich persönlich möchte lieber Ehrlichkeit und Kennzeichnung (es ist ja schließlich kein Geheimnis, dass man mit dem Bloggen Geld verdienen kann). Dann kann ich mir immer noch überlegen, ob ich der Meinung trotz Sponsoring vertraue – und ich muss sagen, dass ich mittlerweile auch nur noch Blogs lese, die ich authentisch finde und bei denen ich das Gefühl habe, dass man auch bei Kooperationen nicht nur reine Werbetexte vorgesetzt bekommt. Und für diese Menschen ist es halt schade, dass sie sich rechtfertigen (müssen), wenn man sich was leistet, und direkt die Frage aufkommt, ob man eine Kennzeichnung vergessen hätte…
Ich finde es auf jeden Fall klasse, dass du so reflektiert mit dem ganzen Thema umgehst und das auch thematisierst.
Liebe Grüße,
Julia
Ines says
Danke für den ausführlichen Beitrag. Endlich mal jemand, der sich damit beschäftigt und klar kennzeichnet! Denn selbst wenn Leute im PR Bereich oder auch Blogger an sich meistens genau wissen, was gekauft ist, auch wenn es nicht markiert gesponsert ist, bin ich der festen Überzeugung, dass die meisten Leser das nicht erkennen. So wie die teils utopischen Summen für sponsored posts beim Publikum nicht bekannt sind. “die hat ja nur die Tasche geschenkt bekommen” ist schließlich in den seltensten Faellen wahr.
Lina says
Was mich eigentlich noch mehr stört, als Kollegen, die die Kennzeichnung nicht so ernst nehmen, sind Blogger die behaupten und sich damit schmücken IMMER, ALLES, ÜBERHAUPT, TOTAL SAFE UND VORBILDLICH zu kennzeichnen und dann aber doch immer mal wieder etwas unter den Tisch fallen lassen oder aber trotz Kennzeichnung Schleichwerbung betreiben.
Wenn jemand sich damit schmückt sauber zu kennzeichnen, wiegt er seine Leser in der Sicherheit, dass er es auch tut. Wenn er es dann eben nicht macht, finde ich es noch 5x schlimmer!
Und selbst wenn er kennzeichnet, ist das kein Free-Pass einfach nur Mist zu bauen. Da haben Regina und ich erst lang drüber debattiert. Du kannst noch so oft SPONSORED unter einen Post schreiben, wenn du dann aber jedes Mal, bei jedem Produkt, eine übersteigerte Kaufempfehlung aussprichst, weil es natürlich TOTAL ZU DIR PASST, ist es trotzdem Schleichwerbung, ist es trotzdem gelogen, trotzdem Schwachsinn. Ein “Sponsored” ist kein Freifahrtsschein Leute ungestraft zu verarschen.
Franzi says
Es gab mal eine Zeit, da konnte man im Internet ehrliche Meinungen und Erfahrungen finden. Heute: Es gibt kaum noch “Blogger” ohne Werbung! Da werden eher teure Produkte vorgestellt, die NULL mit einem Preis-Leistungsverhältnis zutun haben, ABER Hauptsache das “passt” zu meinem Blog oder meinem Account. Ich finde es einfach nur schade und es macht keinen Spaß mehr, “Bloggern” zu folgen, die den ganzen lieben Tag teure Produkte in die Kamera halten. Das ist REALITÄTSFERN! Bei fit_trio ist mir das am meisten aufgefallen. Zu Beginn ihres Aufstiegs ist sie zu Tchibo, hat auf eigene Tasche Sportbekleidung gekauft und diese dann vorgestellt. So nach dem Motto: es muss nicht immer Nike sein. Die Zeiten sind schon lange vorbei. Schade!
Rosi says
Ich stimme dir auf jeden Fall zu, Luise. Komme selbst aus der Jura Branche und frage mich ganz schön oft, wieso viele Blogger Werbung als solche nicht kennzeichnen. Es ist schade, dass hier kein Bewusstsein besteht, gegen Gesetze und Regeln zu verstoßen. Das ärgert mich besonders, denn jeder weiß, dass es z.B. strafbar ist eine Sache zu beschädigen oder man Schadensersatz leisten muss, wenn man Rechtsgüter anderer verletzt. Das ist zwar nicht unmittelbar vergleichbar mit einem Verstoß gegen Wettbewerbsrecht. Aber trotzdem “illegal”.
Ich frage mich auch, ob und wann hier eine Abmahnungskultur einsetzen wird.
Pinkpetzie says
Ein richtig toller Beitrag. Dinge, die einfach mal gesagt werden müssen. Und immer wieder, bis sich etwas ändert. Dass es die Authentizität der ganzen Branche kaputt macht, ist traurig, aber leider wahr. Aber daran sind viele Seiten leider beteiligt. Firmen, Blogger, aber auch Leser. So kommen wir leider nicht weiter.
Anstrengend finde ich aber leider auch die vielen Unterstellungen auf allen Seiten. Ist damit irgendjemandem geholfen?
Ich glaube nicht…
Bella Snow says
Seit Jahren redet und schreibt man sich den Mund fusselig, wegen dem Thema und immer noch wird es einfach nicht genug ernst genommen. Ich war sogar bereits selbst Referentin zu dem Thema (Kennzeichnung und Nofollow Links) auf einem Barcamp für Blogger und da wurde man teilweise auch nur mit großen Augen angeguckt, wie ein Auto ohne Benzin oder Fisch ohne Fahrrad. Meistens ist es echt Unwissenheit, wenn man diejenigen aber aufklärt gibt es meist 2 Lager: Diejenigen, die bestürzt sind dass man unbewusst etwas verbotenes gemacht hat und wollen es sofort richtig machen oder die ganz anderen, die einem mit Unverständnis und Ignoranz begegnen und meinen das wäre alles gar nicht so schlimm. Und nur weil man ein Produkt vorstellt wäre das doch keine Werbung. Sie würden es nur vorstellen aber nicht bewerben, dass das das gleiche ist, will nicht in deren Köpfe. Dann gibt es noch die dritte Sorte dieser Personen, welche das alles genau wissen aber es trotzdem nicht machen. Warum? Keine Ahnung, kann ich absolut nicht nachvollziehen, wenn man sie darauf anspricht werden sie noch frech und beleidigend, wie man denn sowas unterstellen könnte…
Es ist einfach nur noch traurig was da passiert…
Christine says
Was mir auffällt: viele professionelle Blogger sind sich dieser Thematik mittlerweile sehr bewusst und handeln entsprechend. Instagram ist da eh noch mal eine andere Sache…
Aber viele kleinere Blogger haben sich wohl nie wirklich rechtlich informiert oder werden eben zu sehr zu solchen Posts “verführt”. Da wird überall nach Authentizität geschrien, aber ich denke vor allem jüngere Blogger/Instagramer etc. finden diese augenscheinlichen Möglichkeiten viel zu verlockend und mehr darüber nachzudenken.
Und generell ist es ja eh schon unverschämt was man manchmal alles an Anfragen bekommt. Nun habe ich nicht mal einen sonderlich großen Blog, ich will nicht wissen was man erst mit mehr Reichweite alles zu lesen bekommt.
Vie says
Recht hast du. Vorallem finde ich, dass es so viele Beispiel gibt, wie man einen Sponsored Post machen kann aber trotzdem einen Mehrwert für den Leser bietet. Nur weil man Geld dafür kriegt muss es ja noch lange kein nerviger Beitrag sein, den man nicht lesen will. Ich habe noch nie einen Artikel von meinen Lieblingsbloggern nicht gelesen nur weil irgendwo Sponsored Post oder In Kooperation mit oder Werbung stand.
xx Vie
von http://www.viejola.de
Alexandra says
Schöner Beitrag. :) Kann man alternativ zu #werbung denn auch #advert nehmen? Bei mir ist auf IG alles auf Englisch und “Werbung” sieht da doch eher komisch aus. :D
Laura says
Luise, danke danke danke für deine ehrlichen Worte in dieser mittlerweilen korrupten Insta/Snapchat-Welt!
Richtige, leidenschaftliche, ehrliche und mit viel Herzblut schreibende Blogger, gibt es leider kaum noch!!! Blogeinträge bestehen nur noch aus, ich war hier und hab das getragen, kauf es dir auch. PUNKT! Content wird leider kaum noch geliefert – es ist wirklich traurig, dass man von den wirklichen Bloggern kaum noch etwas mitbekommt, weil andere die es genau mit diesem Kooperationszielen und den dollarzeichen in den Augen geschafft haben dauerpräsent zu sein! Ich kenne den Blog erst seit heut, folge dir nun auf Insta und freue mich über diese erfrischende Art von dir!
Danke!!!!!
Marie Luise Ritter says
Oh Gott, wie lieb! Welcome to #luisesgang
Katrina says
Endlich mal ein Blogger, der darüber schreibt!
Bei Sachgütern ist das aber wirklich so eine Sache. Man muss diese nicht versteuern, bis diese weiterveräußert werden, da auf Proben etc. keine USt anfällt.
Nun geht es aber weiter. Wenn ein Blogger ein Sachgut zugeschickt bekommt und dies Teil der Bezahlung ist (was es meißtens ist um für dieses Produkt Werbung zu machen), dann ist es danach im Firmeneigentum des Bloggers. Solange dies so bleibt, ist alles gut und es muss darauf keine Steuer bezahlt werden.
Natürlich gibt es dort auch eine Grenze, also wenn man jetzt eine Packung Schokolade zugeschickt bekommt und dann bei snapchat erwähnt, dass die Schokolade ja voll gut schmeckt, kann man die eine Packung Schokolade nicht als Bezahlung ansehen, das sollte klar sein.
Nun zurück zu den eigentlichen großen Sachgütern, die nun im Firmeneigentum sind.
Wenn diese weiter veräußert werden, z.B. auf Bloggerflohmärkten oder in irgendeiner anderen Weise weiterverkauft werden, dann muss man darauf natürlich USt bezahlen, ansonsten ist es Umwandlung von Firmenkapital in Privatkapital und das ist strafbar und natürlich Steuerhinterziehung.
Das zu überprüfen ist eigentlich ganz leicht, das Finanzamt fragt dann, was aus den Produkten XY geworden ist, die man zugeschickt bekommen hat. Und entweder kann man eine Rechnung für ein Verkauf nachweisen (in Deutschland besteht nun mal Rechnungspflicht, übrigens auch offiziell auf Flohmärkten (wird aber keiner machen)), alternativ wäre es bestimmt auch ok die Veräußerung (Verkauf) nachzuweisen indem man die Steuergelder für den Verkauf verbucht hat.
Wenn man dem Finanzamt sagt, man hätte das Produkt weggeschmissen, muss man das auch nachweisen können (=Entsorgungsbeleg).
Das ist nicht anders als wenn man sich für das eigene Gewerbe einen Laptop kauft, den von der Steuer absetzt, Vorsteuerabzugsberechtigt ist, die Steuer sich wieder holt und dann verkauft man den Laptop privat weiter. Da will das Finanzamt auch wissen, was aus dem Laptop geworden ist, denn man ist verpflichtet bei dem Weiterverkauf die Steuer wieder zu entrichten und den Gewinn (falls es einen gibt, aber eher bei Wertartikeln (z.b. Laptop) schreibt man diese ab)) versteuern.
Marie Luise Ritter says
Vielen Dank für deinen wertvollen Input!
vivien_noir says
Sehr gute Gedanken!
Könnte man da nicht überhaupt mal eine Blogserie á la “Blogging Tips” – nur halt im Sinne von “Blog und Recht” daraus machen? DAS wäre mal interessanter, sinnvoller und hilfreicher Content!
Nina says
Toller Beitrag, vielen Dank für die Infos und auch deine Meinung zu dem Thema. Ich bin noch sehr “neu” un über diese Infos wirklich Dankbar.
Das mit den Zitaten finde ich übrigens eine schöne Idee! :)
vivien_noir says
Genauso wichtig es früher war, dass sich Blogger dafür eingesetzt haben, dass ihre Tätigkeit – trotz Freude und Liebe und der Leidenschaft dran – tatsächlich ARBEIT ist, die ENTLOHNT gehört, sollten sie sich jetzt auch damit auseinandersetzen, dass ihre ARBEIT WERBUNG ist, die GEKENNZEICHNET gehört!
Was für eine faule Sache, dass die meisten nicht kennzeichnen – das liegt in ihrer Verantwortung, und ganz ehrlich, ich bin da echt dafür, dass eine(r) der “Großen” mal durchprozessieren muss, was passiert, wenn man’s nicht macht!
Wir leben in einer Welt, in der die Kiddies – die bei vielen followerstarken Kanälen zur Hauptzielgruppe gehören – nicht einmal Fake News von echten Nachrichten unterscheiden können, so krass und unglaubwürdig die auch sein mögen! Wenn ein großes Bild und eine Schlagzeile in großen, fettgedruckten Buchstaben darunter steht, halten sie es für echte Nachrichten. Beinahe schon frustrierend – und vor allem erschreckend! – das mitansheen zu müssen.
Deshalb: ich bin zu 100% PRO Kennzeichnung.
Noch was: wer mehr als einem, zwei Blogs folgt, merkt ziemlich schnell, welche Firmen an welche Blogs gerade Kooperationsgüter “gestreut” haben. Weil dann überall das selbe steht…
Ich vermisse inzwischen werbeunabhängigen Content, denn ich erkenne Werbung sehr schnell und bin in der selben Sekunde völlig genervt davon. Und inzwischen scheint es, als müssten die meisten Blogger nur mehr passenden Content zu Produkten erstellen, anstatt umgekehrt. Ich überlege sogar schon, einen eigenen Blog zu starten, der ganz bewusst werbefrei ist, und noch den “alten” Content bietet – und jede Anfrage zu Kooperationen bewusst abzuschmettern.