Werbung // In Kooperation mit Tinder
Ich hatte 2014 mit der Tinder App einen ganz grandiosen Sommer. Ganz unbeschwert und leicht, habe nichts und niemanden gesucht, wollte nichts festes, einfach nur Menschen kennenlernen und eine gute Zeit haben. Hatte fünf oder sechs Matches, die ich datete, die ich auch öfter datete, die blieben. Meine Boyband habe ich das mal genannt und hier drüber geschrieben – ja, die Geschichten sind mir alle so passiert. An den Sommer erinnere ich mich unheimlich gerne zurück. Nach zwei Beziehungen in den letzten 3,5 Jahren bin ich jetzt wieder Single. Im April oder Mai habe ich mir also die App wieder runtergeladen, nachdem ich feststellte, dass ich im echten Leben einfach keine Menschen kennenlerne (denn irgendwie stehen bis auf den Postboten keine interessanten Menschen vor meinem Homeoffice) – und seitdem eine wirklich lustige Zeit. Vielleicht schreibe ich irgendwann noch mal mehr von meinen Erlebnissen hier auf …
TINDER IST DAS, WAS DU DARAUS MACHST
“Kann man mit Männern, die man jetzt neu kennenlernt, auch einfach nur befreundet sein?” fragt sie mich, als ich mich schwermütig neben ihr auf den Stuhl vorm Café plumsen lasse. “Oder verliebt sich immer irgendwann irgendwer?”
“Kommt darauf an, also auf einen selbst”, antworte ich unschlüssig. Kommt darauf an, was man will. Kommt darauf an, ob man der Typ dafür ist. Kommt darauf an, ob man offen dafür ist. “Ich kann das schon ganz gut.” sage ich weiter und erzähle ihr wieder von ihm, mit dem es einfach nur Friendzone ist.
Das erste Treffen war vor drei Wochen. Tatsächlich unterhalten wir uns so entspannt, als würden wir uns schon jahrelang kennen. Er versucht nicht, mich zu beeindrucken, guckt auch mal gelangweilt aufs Handy, so gelangweilt, dass er mich damit ziemlich zum Lachen bringt, ich scherze und wir entdecken viele berufliche und private Parallelen, obwohl er zehn Jahre älter ist als ich.
Er wird in den kommenden Tagen und Wochen zu sowas wie meinem besten Freund. Ich rufe ihn an, als ich etwas Unschönes rausfinde, ich schütte ihm mein Herz aus, wir gehen zusammen auf ein paar berufliche Events von mir und ich melde mich mit in seinem Fitnessstudio an, um nicht immer nur alleine sporteln zu müssen. Auf dem Weg zu einem Beachclub am Samstag darauf, erzähle ich ihm, dass ich nachher mit einem Australier verabredet bin, er checkt ihn kurz und gibt mir seinen Segen. “Falls er uncool ist, kannst du mich ja anrufen – dann gehen wir Abendessen.” Ich nicke lachend.
Auch wenn meine Quote bisher nur bei 50% guten Dates liegt, merke ich jetzt schon, wie gut es mir tut, neue Menschen kennenzulernen. Tinder wird oft auf Sex reduziert. Ich führe Gespräche mit Menschen, denen ich sonst wahrscheinlich niemals über den weg gelaufen wäre. Die für mich einfach immer Fremde geblieben wären, durch die App lerne ich sie kennen. Ja, man kann mit Männern einfach nur befreundet sein. Und sowieso: Tinder ist das, was ich daraus mache. Das Leben generell ist es.
DAS LEBEN GENIESSEN, WIE ES KOMMT
Ich war den ganzen Tag auf einem Festival bei Hamburg, bin gerade wieder rein und verharre seit zwei Stunden regungslos in der Abendhitze auf meinem Balkon. Es ist halb eins, als er mir schreibt. “Noch wach? Wie war dein Tag, Prinzessin?” Seit einer halben Stunde ist Sonntag.
Ich schreibe direkt zurück und wir plänkeln ein bisschen hin und her, bis er anruft. Das macht er immer irgendwann, wenn er keine Lust mehr hat, zu tippen. Anrufen. Viel telefonieren. Ich hasse telefonieren sonst, aber er scheint für nichts anderes offen zu sein, arbeitet gefühlt rund um die Uhr. Zumindest sagt er alle meine Vorschläge unter diesem Vorwand ab. Es sind immer noch 20 Grad, wir können beide nicht schlafen. “Weißt du was jetzt schön wäre? Cabrio fahren …” seufze ich. “Schau doch mal, wo das nächste in deiner Nähe steht.” Ich gehe in die App und sende ihm einen Screenshot. 100 Meter weiter wartet eins.
“Ja dann, würde ich sagen, holst du mich in zehn Minuten ab?” Ich verkneife mir, ihn damit aufzuziehen, dass er sich auf einmal doch so leicht mit mir treffen kann, dass es keinen Grund gab, sich die letzten zehn Tage so anzustellen, dass das Leben doch wirklich viel schöner ist, wenn man spontan ist. Ich verkneife mir alles, auch wenn mir wirklich viel zu seinem spontanen Meinungsumschwung einfällt, rufe “Deal”, lege auf und ziehe mich wieder an. Jeansshorts wieder über den Bikini, Hoodie drüber. Kurz Deo und Zähneputzen. Ich schnappe mein Geld und einen Haargummi und laufe runter zum Cabrio.
Bei ihm in Eppendorf angekommen, sehe ich, dass wir fast identische Hoodies anhaben. Dunkelgrün. “Meinst du, Dunkelgrün ist unsere Farbe?”, scherzt er, als er ins Auto springt. Wir fahren durch die Nacht, durch Eimsbüttel und an der Tankstelle vorbei, trinken Eistee, er raucht und wählt die Musik aus, Bluestaeb läuft, ich fahre. Von Eimsbüttel über Stellingen auf die Autobahn, durch den Elbtunnel, zum Hafen und auf die Veddel. Irgendwann stelle ich zwischen riesigen Schiffscontainern mit Blick aufs Wasser den Motor ab. Überall Lichter, Schiffe. Der Mond über uns sieht aus wie eine riesige, angebissene Zitrone.
“Diese Stadt … die macht mich fertig. Auf eine ganz gute Art. Ich könnte niemals, niemals wieder hier wegziehen. Du?” frage ich in die Nacht hinein. Er ist schon immer Hamburger, hier geboren, spricht sogar Hamburger Dialekt. Ich “nur” zugezogen. Aber wir beide wie im Chor: Niemals.
Ich lege die Füße aus dem Cabriofenster, er raucht, ich wähle die Musik aus, Christian Löffler jetzt, und wie wir uns unterhalten und ab und zu schweigen, über das Leben reden und wieder über Ängste, über unsere Stadt und die Vergänglichkeit, davon, was Hamburg mit uns macht, und wie es uns antreibt, da … habe ich so ein Gefühl davon, dass alles so richtig gekommen ist, wie es ist. Die schmerzhafte Trennung im Februar, der schlimmste Liebeskummer meines Lebens danach oder das aus Versehen nach Hamburg ziehen vor knapp vier Jahren. Jetzt gerade, mit Mitte 20, mit dieser Stadt vor der Nase, könnte alles nicht perfekter sein.
UND, WAS SUCHST DU HIER?
“Und, was suchst du hier so auf Tinder?” ploppt seine Nachricht ganz oben auf. Das Match ist drei Stunden alt. Die Klassikerfrage. Er sieht ganz nett aus, dunkelhaarig, gleich groß wie ich, lieb irgendwie und so als würde er (noch) nicht so wirklich wissen, was er vom Leben will. Irgendein sicherer Beruf, am Wochenende bisschen feiern. Eigentlich habe ich dank Tinder eine ganz gute Menschenkenntnis entwickelt.
Ja, was suche ich eigentlich? Was antwortet man da drauf?
“Nichts soweit”, fange ich an zu tippen und lösche wieder. Eigentlich ist das die Wahrheit: Ich suche nichts. Nichts bestimmtes zumindest. Weil ich der festen Überzeugung bin, dass es falsch wäre, etwas wirklich zu suchen, dass ich mich nicht festlegen möchte, wonach mir ist, dass ich neue Bekanntschaften nicht direkt in eine Schublade stecken möchte und ich es viel richtiger finde, das Leben einfach auf sich zukommen zu lassen.
Woher soll ich denn wissen, ob diese Person, die ich da gerade gematcht habe, eine nächste Bettgeschichte wird, die große Liebe, ein netter Businesskontakt, ein guter Bekannter, den ich auf meine nächste WG-Party einlade oder sogar ein wirklich guter Freund. Was sich ergibt, hängt von Chemie und Situation ab. Also warum irgendwas suchen, wenn das Leben eh so passiert, wie es soll? Ich glaube, dass man sich ganz viel damit kaputt macht, alles sofort definieren und in eine Schublade stecken zu müssen. Ich glaube, dass das Leben so nicht funktioniert.
Ich bin das erste Mal Single, seit ich in Hamburg wohne. Ich erlebe die Stadt gerade völlig neu. Und ganz ehrlich: ich finde das Single sein gerade absolut schön. Sicher vor allem auch, weil (Spät-)Sommer ist. Ich lerne so viel über mich, habe so viele Möglichkeiten, entwickele mich einfach weiter und aus einer Comfort-Zone, mit der ich mit jeder Beziehung schnell steckte, so viel weiter hinaus. Ich lerne mich gerade noch einmal völlig neu kennen.
Ich lasse seit einer Weile alles einfach auf mich zukommen. Ich gehe offen auf Menschen zu, und will nichts, als gute Bekanntschaften zu machen und eine gute Zeit zu haben. Was daraus wird, ist mir ganz egal – weil ich es nicht in der Hand habe. Ich suche nicht nur nicht aktiv nach “dem Richtigen” – ich hoffe sogar, dass es noch eine ganze Weile dauert, bis ich ihn finde. Weil das Leben gerade so ungezwungen, so abwechslungsreich, so ohne feste Bezugsperson einfach auch wirklich schön ist.
Genau das antworte ich ihm dann auch. Und er findet den Ansatz spannend und fragt, ob es überhaupt “die eine richtige Person” im Leben gibt und ob wir bei einem Kaffee oder Drink weiter diskutieren wollen. Spontan wie ich bin, schlage ich eine Bar auf halbem Weg zwischen uns für in einer Stunde vor – und er sagt zu. To be continued …
Maria says
Oh Luise, mega gut geschrieben. Kann mich in viele deiner Beschreibungen so mega hineinversetzen und habe nun wieder Bock auf Tinder. Auf einfach ein paar nette Abende und spannende Gespräche.
Nina says
Genau das liebe ich auch an Tinder. Das unerwartete, das ungewöhnliche, das zwangfreie. Lust auf
auf Männerzeit.
Catharina says
Ohhh Luise!
Wieder hast du so Recht mit den Worten, die Du hier schreibst! Ich weiß gar nicht, warum auf Tinder so viele einfach nicht verstehen, was man meint, wenn man sagt, dass man nichts bestimmtes sucht und es einfach auf sich zukommen lässt. Dies heißt eben nicht, jemanden zu finden, mit dem man im Bett landet.
Lese deinen Blog noch nicht lange & habe dich bislang immer eher auf Instagram verfolgt. Aber ich glaube, hier werde ich noch viele Stunden verbringen und mich weit, weit durch deine Beiträge lesen.
I like!