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Riga Travel Diary

24 Apr. 2019

Wollen wir mal zusammen wegfliegen, einfach so? Drei Tage? texte ich ihm.
Wohin?
Irgendwas schönes … wie wäre nächstes Wochenende die Tage vor Ostern?
und nochmal Ich: Okay, jeder schreibt kurz seine Top 5 Kurztrip Orte auf!

Ich muss unentwegt grinsen,während ich sein kursives “schreibt …” beobachte.

Fast gleichzeitig schicken wir ab. Lissabon, Tel Aviv, irgendwo Kroatien, Stockholm, Porto, schreibe ich.
Rom, Budapest, Oslo, Prag, London steht da bei ihm.

Während ich seine Orte lese und mich an meine Trips dorthin erinnere, huschen meine Finger aufs nächste Online Flugportal. Ich gebe “Von: Berlin Tegel” und “Nach: Alle Orte” ein, das Datum vor Ostern und klicke auf absenden. Die günstigsten Flugziele werden mir angezeigt, ganz oben und allen voran: Lettland.

Lettland? tippe ich also.
Also Riga? tippt er zurück.
Yes.
Klingt gut!

Ich mache mir vorher eigentlich nie Gedanken, wie ich vom Flughafen in die Stadt komme, irgendeinen Bus gibt es immer, der vom Flughafen losfährt, und dann schaue ich eben unterwegs, dank Maps und dem blauen, sich bewegenden Punkt auf der Karte, wo ich am klügsten rausspringe und den Rest zum Apartment laufe. Er tickt da ähnlich ungeplant, merke ich, als wir aus dem Flughafen Gebäude raustappen und uns nach dem Bus umschauen. Eine halbe Stunde später stehen wir vor unserem Maisonette Apartment, das sich als etwas dezentral aber wirklich gemütlich und perfekt von mir ausgesucht rausstellt.

Apartment: V63 – industrial Apartment über Booking.com, einfach nach “V63 Riga” suchen. Das Apartment war 900 Meter außerhalb vom Oldtown und so sind wir mehrmals am Tag 15 Minuten in die Innenstadt und zurück gelaufen, das fand ich aber gar nicht schlimm. Es war im Erdgeschoss gelegen und auf zwei Etagen, und hatte einen super netten Host, Karlis, der auf Whatsapp mit uns in Kontakt stand und uns Tipps schickte. 

Unsere Taschen nur kurz abgeworfen, ziehen wir los. Die befahrene Straße entlang in die Altstadt, über den Marktplatz und an der großen Kirche vorbei, einmal durch jede kleine Gasse durch, bis wir ein Restaurant finden, das auf den Außenplätzen noch Sonne hat. Ich frage nach landestypischem lettischen Bier und wähle ein Dunkles und dazu Pasta, er wählt ein Helles und dazu Borschtsch und Knoblauchbrot. Während wir da sitzen und reden, die Stille mit unseren Gesprächen füllen, wird Riga und alles um uns herum dunkel und ruhig. In meiner Jeansjacke friere ich mir ordentlich einen ab.

Wir laufen nach dem Essen einträchtig nebeneinander her über das Pflasterstein der Altstadt. Ich habe nichts dabei außer meiner Kreditkarte in der linken Tasche meiner Jeansjacke, mein Handy in der rechten und seine Polaroidkamera um den Körper. So fühle ich mich ganz leicht, ohne Ballast durchs Leben zu gehen und dadurch noch viel mehr in diesem Moment hier zu existieren. Riga also. Riga.

Sehr empfehlenswert fand ich die Churchill Bar, die Free Walking Tour um 10 durch Old Town, die Skybar im Radisson Blu im 26. Stock, das Frühstück bei MiiT, den Ala Folksklub, das Aspara Teehaus und das Vest als Bar/Restaurant. Empfehlungen für vegane Foodplaces: Terapija, Raw Garden (heißt jetzt The Beginnings), Fat Pumpkin. Was wir sonst noch auf dem Plan hatten, aber aus Zeitgründen nicht geschafft haben: Zum Strand in Jurmala fahren und das KGB Museum sowie die University Library. 

Idee: Tatsächlich macht es denke ich mehr Sinn, den Trip als Verbindung von allen drei Hauptstädten des Baltikums, Riga, Tallinn, Vilnius, mit Fernbussen zu machen und vielleicht sogar via Fähre mit Helsinki, Finnland zu verknüpfen, vielleicht in jeder Stadt 1,5-2 Tage zu bleiben, vor allem, da alle so nah zusammen liegen.

Eigentlich hatte ich für den Abend noch das Autentika, den Technoclub schräg gegenüber von unserer Unterkunft anvisiert, aber nach der volktümlichen Bar und einem Bier fallen wir todmüde im Apartment ins Bett. Der Wecker klingelt um fünf. Den Weg zum Flughafen verbringe ich in einem Halbschlaf, nicht fähig zur Konversation. Eigentlich habe ich mehr Energie. Ich weiß nicht, ob es die vielen gelaufeenen Schritte oder die mir fremde Gesellschaft sind, aber ich bin völlig ausgelaugt.

Als wir wieder im Flieger sitzen breite ich alle unsere Polaroids auf meiner Laptophülle auf meinem Schoß aus. Jeder sucht sich abwechselnd eins aus, okay? Wir haben 17 gemacht, drei davon Sonnenuntergänge. Er wählt zuerst das Selfie von uns zusammen in der Skybar, ich danach das von mir beim Obstessen in der Sonne, er das von mir, wie ich im Hoodie und mit nackten, verschränkten Beinen abends am Laptop sitze und arbeite, ich das von uns vor der Häuserzeile, das der Jugendliche, den wir gefragt haben, in quer fotografiert hat und uns fast komplett abgeschnitten hat. Aber die Häuser hinter uns sind schön. Dann suche ich mir meinen liebsten Sonnenuntergang aus. Als wir fertig sind, bleibt genau eins übrig, der dritte Sonnenuntergang, durch eine verschmierte Fensterscheibe durch, aus Versehen mit Blitz und halb verschwommen. Eigentlich ein perfekter Moment.

by Marie Luise Ritter / 9 Comments [addtoany]

Comments

  1. AK says

    24 Apr. 2019 at 21:53

    Ach Luise 💕 Du bist wirklich einzigartig!

    Antworten
  2. Saskia says

    24 Apr. 2019 at 21:56

    Ach ich liebe deine Art zu schreiben. Diese Leichtigkeit. Dieser Fluss. Einfach fabelhaft. Ich bin so gespannt auf dein Buch.
    Riga klingt schön, den Plan alle Städte zu verbinden werde ich mir merken.
    Beste Grüße
    Saskia

    Antworten
  3. Lisa says

    24 Apr. 2019 at 22:20

    Oh Luise – das klingt alles als hättet ihr eine wirklich tolle Zeit in Riga gehabt. Beeindruckend wie du das so machst und irgendwie das Grundvertrauen in die Welt hast. Tolle Lebenseinstellung!

    Liebste Grüße (auch an deinen geheimnisvollen Begleiter) <3

    Antworten
  4. Marlene says

    25 Apr. 2019 at 01:26

    Wie schön!! Bin im Februar mit meiner besten Freundin, genau wie du als Idee schreibst, ab Warschau bis Helsinki mit Fernbussen + Fähre gefahren. So wunderbare Bilder wie du haben wir allerdings leider nicht hinbekommen. Ganz liebe Grüße

    Antworten
  5. Noelle Marie says

    25 Apr. 2019 at 21:04

    Wunderschön spontan. Ich mag das!

    Antworten
  6. Nicola says

    2 Mai 2019 at 23:17

    Wie toll du schreibst; deine Worte beschreiben die Stimmung so sehr, dass ich sie (nach-)fühlen kann.
    Du lebst sehr frei!
    Du schreibst an einem Roman oder? Den muss ich dann lesen. Alles Gute für dich oder euch.

    Antworten
  7. Nadine says

    9 Mai 2019 at 13:44

    Wundervoll! Ich weiss gar nicht was man mehr dazu sagen kann. Es ist wahnsinnig inspirierend dies zu lesen, dazu noch Bastille im Ohr und einen Caffe Latte auf dem Tisch.

    Danke dir für dein teilen deiner Geschichte.

    Antworten
  8. laura says

    22 Jan. 2023 at 14:01

    Mochte schon immer deine Art, die kleinen Details im Leben zu sehen, zu fühlen und in Worte zu fassen. Lieb’s, wie du – genau wie ich – die klitzekleinen Momente des Lebens feierst, die doch so groß sind.

    Lese gerade übrigens dein Buch “Vom Nichts suchen & Alles finden” und lieb’s, wie du dort nicht nur von der Liebe zu Nick, sondern vor allem auch der Liebe zu Berlin, zu dir selbst & zum Leben schreibst. Weil ich’s so fühle.

    Freu mich aufs nächste Buch!

    Antworten
    • Marie Luise Ritter says

      19 März 2023 at 10:43

      Freut mich sehr, dankeschön!

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