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Schreiben war der Grund, vor mehr als acht Jahren diesen Blog zu starten. Schreiben ist für mich das lebhafte Ausformulieren meiner Gedanken, Befreien meines Kopfes aber vor allem oft ein Mittel, weil ich einfach Angst habe, Dinge zu vergessen. Ich habe ein extrem schlechtes Kurzzeitgedächtnis. Das hat in den letzten Jahren sehr zugenommen, aber ich kann mich oft schon am übernächsten Tag nicht mehr erinnern, was ich gefühlt und gedacht habe. Alles was ich kürzlich erlebt und gedacht habe, ist dann einfach “weg”, während ich mich an Erlebnisse aus meiner Kindheit blühend erinnere.
Mein zweites Buch kommt diesen Herbst raus – und die letzten achtzehn Monate habe ich das Schreiben zu einer eigentlich täglichen Routine meines selbstständigen Arbeitstages gemacht. Ich habe an Romanentwürfen und Kurzgeschichten gebastelt, Ideen und Szenen notiert. Ich sitze gerade an einem neuen Schreibprojekt und will unbedingt mal einen Poetry Slam Text schreiben (und irgendwo vortragen). Diesen letzten Wunsch habe ich noch nie irgendwo laut geäußert, deswegen passte es sehr gut, dass ich von Tullamore D.E.W. letztens zu einem Poetry-Slam-Workshop eingeladen wurde.
Ich beschränke mich schon seit einer Weile darauf, euch zu solchen Momenten vor allem auf Insta Story mitzunehmen – aber ein paar Schreibtipps will ich auch einmal hier festhalten.
Schreibübungen: Freies Texten
Im Workshop haben wir folgende Übungen gemacht, um den Kopf frei zu machen:
Im Kreis laufen und einfach alles rauserzählen, was wir erlebt haben, was uns durch den Kopf geht.
Dann haben wir uns an folgende Schreibübungen gemacht:
Show, don’t tell! Mit Worten Emotionen vermitteln – so viele Gefühle wie möglich in den Text packen.
Eine blinde Person durch den Raum führen – bildhafte Sprache.
Raus mit den Verben! Geschichten in Ellipsen-Sätzen nur anhand von Substantiven und Adjektiven erzählen.
Übertreiben ist Pflicht! Maßlos mit Superlativen um sich werfen.
Ein guter Slam-Text …
Kann Reime enthalten. Muss er aber nicht. Ist abwechslungsreich in der Struktur. Ist leicht verständlich, in kurzen Sätzen, parataktisch. Hat viele sprachliche Bilder, Metaphern und Emotionen. Enthält eine Steigerung, Staccato-Teile, Superlative, Übertreibungen und überraschende Pointen. Und enthält vor allem: Humor und Herzblut.
Dann haben wir uns ein Thema für einen tatsächlichen Text gesucht – Vielfalt – und es in folgenden Übungen erschlossen:
Assoziationen finden.
Drei Minuten lang alles aufschreiben, was uns einfällt, ohne abzusetzen – auch wenn nur Quatsch bei rauskommt.
Acht-Finger-Gedicht: Jede Zeile darf nur acht Silben enthalten.
… um dann schließlich in einen richtigen Text einzusteigen. Meiner ist in meinem Instagram Highlight “schreiben”. :)
Meine Schreibmittel
Ich schreibe immer alles erst in meine Notizen und füge die dann später in Pages zu einem vollständigen Text zusammen. Notizen ist die App auf dem iPhone und dem Macbook, die sich immer miteinander synchronisiert, so dass ich von unterwegs genauso wie von Zuhause zeitgleich an manchen Ideen weiterdenken kann. Alles, was mir am Laptop oder unterwegs spontan einfällt, tippe ich in die Notizen App. Pages ist ein Schreibprogramm, mit dem ich dann alles runterschreibe, quasi einfach Word auf dem Mac. Ich mag die Mac-Alternativen viel lieber als die Office Suite mit Word, deswegen habe ich sie nicht extra installiert.
Das Buch “Tinder Stories: Ein Jahr voller Dates” ist auch so entstanden, dass ich Tage oder Wochen nach den Dates mir hier und da etwas vermerkte. Ich schreibe nichts handschriftliches, auch kein Tagebuch – die Notizen-App ist also sowas wie ein Tagebuch für mich. Das klingt wahrscheinlich so gar nicht romantisch, aber die meisten Notizbücher überleben bei mir zwei Wochen, dann habe ich sie vergessen oder verloren. Außerdem muss ich so nicht extra abtippen, sondern hab alles direkt digital. Ich schreibe meistens alles klein und einfach direkt drauflos. Diese Tagebuch-Notizen bin ich dann letzten Herbst durchgegangen, und habe angefangen, sie als Buchtext auszuformulieren. Die Notizen waren also der Plot, das “Schreibgerüst”.
Auch jetzt bei meinem neu angefangenen Schreibprojekt gab es zuerst die Notizen, die ich dann in verschiedene Kapitel strukturiert und durch Gedanken ergänzt habe. Immer wenn mir eine Szene einfällt, oder ich eine aufgeschrieben habe, füge ich sie an passender Stelle in mein Projekt ein. So habe ich inzwischen ein langes Dokument mit Notizen, Gesprächsfetzen und kurzen Szenen. Erst wenn das Kapitel mir anhand der Notizen rund erscheint, fange ich von Anfang an und beginne zu schreiben. Dann schreibe ich eigentlich alles in einem Rutsch runter.
Für mich macht alles durchweg vorher plotten keinen Sinn, weil es mir dann zu starr ist, wo es sich hinbewegen kann, und auch komplett frei finde ich schwierig, weil ich mich dann zu sehr wie im luftleeren Raum fühle. Es gibt aber auch jede Menge andere Schreibtypen.
Schreibblockade
Wenn ich eine Schreibblockade habe, liegt das zumeist daran, dass ich den Text zu wenig “fühle”. Dass ich mich zu wenig in das, was ich schreiben will, in die Personen und Sätze reindenken und eben -fühlen kann. Das liegt bei mir immer an fehlender Konzentration, an einem zu vollen Kopf, an zu vielen Dingen, an denen ich gleichzeitig gerade sitze. Dann ist es das für mich das beste, den Text ein paar Tage liegen zu lassen, absichtlich nicht daran zu denken, um davon wegzukommen.
Auch habe ich mir ein Umfeld gebastelt, in dem ich gut schreiben kann, also für mich die Sachen gefunden, die für mich funktionieren. Das ist: Schreiben im Café oder an einem See, mit zwei Stunden Zeit also einem gewissen Druck im Nacken (denn in einem Café kann man ja nicht ewig sitzen bleiben, dann wird man meist schief angeschaut). An einem großen Esstisch, an dem ich mich ausbreiten kann. Oder: Im Bett.
Und als dritter Punkt: Druck. Der hilft manchen so gar nicht, mir persönlich immer. Deadlines machen kreativ!
Pauline Schirmer says
Ich liiiiieeebe Poetry Slams und bin meistens einfach nur baff wie die Slammer auf solche tollen Wortreime, Zeilen, Witze, in Worten verpackte Emotionen etc kommen. Das ist wirklich eine Kunst und inspiriert mich total! Ich selbst bin da nicht so der kreative Schreiber, aber Texte schreiben macht mir trotzdem unheimlich Spaß :) egal ob früher in der Schule oder heute noch für meinen Blog
Wie du die Schreibblockade beschrieben hast, geht es mir auch immer: ich bin einfach nicht richtig drin in den Gedanken und dem Gefühl welches ich vermitteln will. Und manchmal warten Ideen zu Texten dann Monate darauf, bis sie wirklich mal in Angriff genommen werden können :D
Liebe Grüße
Pauline <3
https://mind-wanderer.com/2019/09/05/back-in-the-blogging-game-selbstzweifel-in-der-online-welt-gedankenchaos/
Marie says
Schöne Zusammenarbeit! Wenn du kein Tagebuch schreibst, was hast Du vor Deinem Blog geschrieben? Und schreibst du auch privat mit Freunden (ich meine jetzt nicht Whatsapp Nachrichten)?
Nadine says
Toller Beitrag! :)
Die Schreibübungen muss ich definitiv auch mal ausprobieren! Meistens ist das “Problem” gar nicht mal, dass man keine Ideen hat, sondern, dass man einfach nicht weiß wo man anfangen soll. Beim Druck geht es mir ähnlich wie dir :D Manchmal muss ich mir einfach selbst Deadlines setzten um tatsächlich voran zu kommen!
Liebe Grüße
Nadine
Maria says
Luise, immer wenn ich deine Texte lese, habe ich bereits den Drang etwas Eigenes zu schreiben. Vielen Dank für die hilfreichen Tipps.
Liebe Grüße
Maria