Es ist der 29. November, als ich anfange, das hier zu tippen. Weihnachtsmusik läuft, und ich will mir ganz besonders viel Zeit bis zur geplanten Veröffentlichung dieses Postes nehmen, damit er ganz rund wird, ganz besonders, ganz voll und viel und einfach so, dass er dieses Jahr darstellt. Für mich. Ich habe die Jahresrückblicke auf meinem Blog, neben den persönlichen Texten, schon immer am meisten geliebt. Ich habe sogar eine Kategorie dafür erstellt, um mit einem Blick auf sie zugreifen zu können. Heute, 29. Dezember, freue ich mich, ein paar Gedanken (okay, es ist ein Riesenpost) hier mit euch zu teilen – und hoffe, ihr beantwortet die kleinen Schnipsel selbst und reflektiert euer Jahr auch.
12 out of 12
Januar. “Ich fühle die Welt so richtig. Ich tapse über den Boden, ziehe meine Socken aus. Barfuß, kralle die Zehen in den Boden, dann die Ferse. Den Boden unter mir, auf dem ich laufe, habe ich lange nicht mehr so intensiv wahrgenommen. Ich strecke meine Hände in den Himmel, stelle mich auf Zehenspitzen und spüre meine Bauchmuskeln. Und die Muskeln, die man von Liegestütze und Klimmzügen in Brust und Schulter bekommt. Das habe ich gestern trainiert. Kleine, schmerzende Stiche, wenn ich die Stellen massiere. Ich liebe es, alles so intensiv wahrzunehmen. Alle sagen, du veränderst dich, und meinen damit etwas Schlechtes. Ist es das? Ich war mal freier. Leichter. Habe mehr getanzt. Mehr gelacht. Alle angesteckt mit meiner positiven Energie. In der letzten Zeit grübele ich nur noch. Ich bin immer noch der positive Mensch – ich verstecke ihn nur zu oft zu gut unter einer nachdenklichen Maske der Ausdruckslosigkeit.”
Februar. “Ich bin vorsichtiger geworden. Denke fünfmal nach, bevor ich rede. Denke sieben mal nach, bevor ich etwas online stelle. Will die wichtigen Menschen in meinem Leben beschützen, raushalten. Will generell nur noch schöne und gute Fotos zeigen. Die in Realität schönsten Momente bleiben deswegen ungezeigt. Frage mich nicht nur: Hab ich gerade Lust das zu posten? Sondern auch: Muss das sein? Bringt das irgendwem was? Bringt das mir was? Ist das nicht zu privat? Wer sieht das alles? Welche Fragen und Reaktionen zieht das nach sich? Kann ich die beantworten? Will ich die beantworten? Will ich das von jemand anderem sehen?”
März. “Nicht alles klappt, nicht alles passt für ewig zusammen und nicht alles ist für immer. Nachdem ich lange wahlweise dafür oder dagegen angekämpft habe, weiß ich jetzt: Das ist okay so. Einen Satz, den ich im März immer wieder in meinem Kopf habe: Es gut sein lassen. Manchmal klappt der größte Wunsch eben nicht. Es gut sein lassen können ist für mich ein wichtiges, neues Learning. Mit vielen Situationen, die ich nicht verändern kann, habe ich meinen Frieden gemacht. Ich bin okay damit.”
April. “Das erste Mal der Geruch von Sonnencreme im Bus. Das erste Mal so warm in meiner Wohnung, dass ich alles abdunkele und alle Fenster aufreiße. Offene Schuhe, Sonnenbrille, Eiskaffee. Ganz viele erste Male des Jahres. Ich saß am Wasser, ganz lange und hörte nichts als das beruhigende Rauschen in meinen Ohren. Die ersten Tage im Frühling, an denen die aufblühende Jahreszeit nicht okay-e 14 Grad hat, sondern mit richtigen Sommerwetter verwöhnt, sind immer ein kleiner Tanz durch den Tag. Gute Tage. Tage, die das Leben so viel noch lebenswerter machen. Solche, an denen man abends bemerkt, wie selten man auf sein Handy geschaut, wie wenig man nachgedacht hat. Die Tage, ohne im Kopf alles tausend Mal durchzugehen, zu kontrollieren, abzuwägen. Die Tage an denen man einfach macht, bestellt, schreit, rennt, springt.”
Mai. “Ich lege mich um 11 in die Sonne, immer mehr liebe Menschen kommen dazu. Wir lachen, Musik läuft, 26 Grad, irgendjemand holt Bier. Ich schaffe es, kein einziges Mal an dich zu denken. Dann schließe ich zu Hause die Tür auf, 18 Uhr ist durch. In dem Moment, in dem mein Schlüssel sich im Schloss umdreht, fällt alles wieder von mir ab. Die Stimmen, das Lachen, als wäre mit einmal alles verstummt, obwohl wir uns schon an der letzten Straßenecke verabschiedet haben. Die Wohnung, die stockdunkel ist, weil ich vorher alles zugezogen habe. Und vor allem: Leer. Ohne dich. Ich war so abgelenkt, dass mich der Schmerz jetzt wieder volle Breitseite umhaut. Du warst alles, was ich nicht war. Du dachtest nie nach, ich viel zu viel. Du bist alles, was ich nicht bin. Dann suche ich mir Ablenkung.
Weil auch du nicht mehr da bist. In meinem Leben. Leider.
Und ich vermisse dich jeden Tag.”
Juni. “Für die ganze nächste Woche ist zurück in Hamburg Gewitter angesagt, ich hoffe jeden Tag darauf, während ich täglich meine trockenen Balkonpflanzen nachgieße, während ich im Bus zerfließe, während ich laufen gehe, aber es bleibt schön. Freitag Abend bricht dann endlich der Himmel. Ich reiße alle Fenster auf und lasse die Gewitterluft in meine Wohnung rein, während wir auf dem Balkon sitzen und noch eine Flasche Wein köpfen. Der bleibt großteils trocken, ein bisschen nass werden wir, wenn der Wind sich dreht, aber das stört nicht weiter. Die nächsten Tage sind schon wieder ein bisschen verplant. Nur schöne Dinge. Sommer eben. In der Nacht, nach um zwei dann zumindest, als wir nach drinnen umziehen, kann ich das erste Mal seit Wochen wieder richtig schlafen. Nicht nur liegen und ruhen und wälzen sondern richtig tief schlafen. Endlich.”
Juli. “Lächeln. Ich lächele ihn an, er zurück, wir verabreden uns, manchmal macht es freundschaftlich einfach mit Menschen Klick, ein paar Tage später stehen wir nebeneinander auf der Alster auf Stand Up Paddling Boards. Ich habe das hier noch nie gemacht. Er lacht mich ein bisschen aus, als ich fast reinfalle, ich stoße ihn dafür als Revanche mit meinem Paddel von seinem Brett. Ich stehe noch auf meinem Stand Up, mitten auf dem Wasser lege ich dann mein Paddel kurz quer aufs Bord und ziehe mein Kleid über den Kopf, um nur noch im Bikini zu sein. Dann mache ich einen Köpper ins Wasser und kicke dabei das Board viel zu weit weg. Guck mal, lachen die über dich, weil sie denken, du wärst nackt? Fragt er und deutet zum Ufer, als ich wieder auf das Brett klettere und im Schneidersitz sitzen bleibe. Nackt? Ich sehe an mir runter. Mein Bikini hat einen Lachs-Apricot Ton, weiß nicht, wie das aus der Ferne wirkt, aber: „Kann mir ja egal sein, ich find den Bikini super“, antworte ich, lache und meine es. Dann springe ich wieder hoch aufs Brett und paddele auf die Mitte der Alster davon.
Hamburg fühlte sich diesen Monat für mich wie ein wunderschöner Urlaubsort an. Dieses Nächte durchmachen, mit Freunden um die Häuser ziehen, auf Dächer klettern, um den Sonnenuntergang oder den Blutmond zu sehen. Gerade habe ich so viel Liebe für die Welt, dass ich mich selbst schon damit nerve. Hätte ich das meinem Ich im Februar erzählt, ich hätte mir nicht geglaubt.”
August. “Letztens fragte mich jemand bei einer Weinschorle auf meinem Balkon, ob ich Kinder haben will, und ich antwortete wahrheitsgemäß und aus dem Bauch heraus, dass ich das nicht weiß. Klar, ich habe Pläne und Träume – ich möchte ein zweites Buch veröffentlichen, ich möchte gerne mal nach Russland und nach Südafrika und ich würde gerne Klavier spielen lernen und noch einmal studieren. Aber: Meine Pläne und Träume beschränken sich nur auf Dinge, die ich aus eigener Kraft und eigenem Antrieb erreichen kann. Nicht auf Dinge, zu denen andere Personen dazugehören. Meine Werte, meine Pfeiler für ein gutes Leben, meine Ziele sind andere.”
September. “Bei ihm in Eppendorf angekommen, sehe ich, dass wir fast identische Hoodies anhaben. Dunkelgrün. “Meinst du, Dunkelgrün ist unsere Farbe?”, scherzt er, als er ins Auto springt. Wir fahren durch die Nacht, durch Eimsbüttel und an der Tankstelle vorbei, trinken Eistee, er raucht und wählt die Musik aus, Bluestaeb läuft, ich fahre. Von Eimsbüttel über Stellingen auf die Autobahn, durch den Elbtunnel, zum Hafen und auf die Veddel. Irgendwann stelle ich zwischen riesigen Schiffscontainern mit Blick aufs Wasser den Motor ab. Überall Lichter, Schiffe. Der Mond über uns sieht aus wie eine riesige, angebissene Zitrone.
“Diese Stadt … die macht mich fertig. Auf eine ganz gute Art. Ich könnte niemals, niemals wieder hier wegziehen. Du?” frage ich in die Nacht hinein. Er ist schon immer Hamburger, hier geboren, spricht sogar Hamburger Dialekt. Ich “nur” zugezogen. Aber wir beide wie im Chor: Niemals.
Ich lege die Füße aus dem Cabriofenster, er raucht, ich wähle die Musik aus, Christian Löffler jetzt, und wie wir uns unterhalten und ab und zu schweigen, über das Leben reden und wieder über Ängste, über unsere Stadt und die Vergänglichkeit, davon, was Hamburg mit uns macht, und wie es uns antreibt, da … habe ich so ein Gefühl davon, dass alles so richtig gekommen ist, wie es ist. Die schmerzhafte Trennung im Februar, der schlimmste Liebeskummer meines Lebens danach oder das aus Versehen nach Hamburg ziehen vor knapp vier Jahren. Jetzt gerade, mit Mitte 20, mit dieser Stadt vor der Nase, könnte alles nicht perfekter sein.”
Oktober. “Es war eigentlich nur ein Scherz zwischen uns. München, Berlin, sollen wir mal weg? Es folgten viele Maß Bier und am nächsten Morgen öffneten wir die Wohnungssuche in … Berlin. Zwei Anfragen, eine Besichtigung, eine Zusage, ein unterschriebener Mietvertrag. Alles innerhalb einer Woche.
Ich liebe es, neu zu sein.”
November. “Schon das dritte mal, dass ich wegen des Rauschens auf meinen Videos in den Handyladen schräg unter meiner Wohnung stapfe. „Schönen guten Tag, mein Handy rauscht wieder, ich war deswegen schon hier. Könnten Sie das noch einmal für mich säubern?“ frage ich den Herrn am Tresen.
„Ja ja, ich weiß wer sie sind, und ich weiß sie sind immer sehr gestresst und in Eile, heute schaffe ich es leider nicht vor um zwei“ unterbricht er mich. Ich sehe ihn verdutzt an. „Oh. Eigentlich bin ich gar nicht in Eile. Um zwei ist perfekt.“ Ich stehe lächelnd vor ihm, entspannt und braun gebrannt, weil frisch zurück aus Mexiko. Ich weiß nicht, ob es ist, weil ich relativ schnell rede, weil ich nicht mehr als nötig und ohne Umschweife erzähle oder ob die letzten zwei Male sich bei ihm zu sehr eingebrannt haben. Ich weiß nur, dass irgendwas an diesem Bild über mich für mein Gefühl nicht stimmt.”
Dezember. “Eigentlich, merke ich dann, wird mir gegen die Fahrtrichtung gar nicht schlecht. Eigentlich redet man sich so etwas auch zu einem sehr großem Teil ein. Gemütlich eigentlich, nicht zu wissen, was so kommt, und sich einfach zurücklehnen zu gucken und in die Vergangenheit zu blicken, irgendwie. Für meinen Sitzplatz gegen die Fahrtrichtung werde ich dann irgendwo hinter Berlin-Spandau mit dem schönsten Sonnenaufgang belohnt, den man durch eine dreckige Zugfensterscheibe so sehen könnte. Minutenlang harre ich vom Hacken in meinen Laptop inne und starre einfach nur bewegungslos aus dem Fenster, direkt in den roten Feuerball rein.”
2018 in …
1 LIEBLINGSMONAT: JULI
Mein neues Tattoo auf der Millerntor Gallery – Stuttgart Westallee und Stuttgart-Woche mit Diana – endlich wieder Freibad – Helene Fischer-Konzert und Helene kennenlernen mit Jacky – Wohnzimmerkonzert – Stand-Up-Paddeln mit der Laufgruppe – Ostsee mit Gerdi – Rooftop-Abende und Ausgehen mit Anna – Anmeldung in einem neuen Gym – dreijähriger Jahrestag mit Penelope. <3
5 OUTFITS
5 POSTS
Übers Vermissen. Weil es der Beitrag hier aus diesem Jahr ist, der mir immer noch am nähsten geht.
Are you wasting your young years? An dem Beitrag habe ich lange gedacht, weil das irgendwie raus wollte, mir fiel es nur monatelang schwer, genau das in Worte zu fassen.
Sommer Bucket List: Done. Weil großartiger Sommer und alle Erlebnisse da aufgeschrieben.
Travel Diary: Mexiko. Ich mag den.
Übers in mir ruhen. Einen Beitrag über für mich wichtigste Erkenntnisse. Und Gelassenheit.
… das waren meine fünf Favourites. Von euch am meisten geklickt wurde übrigens “Werbung weil Markennennung?“, “Und wann willst du mal mit Heiraten und Familienplanung anfangen?” und #wirsindmehr.
5 REISEN
Porto im Januar. Eine schwierige Zeit. So viele Geschichten zu erzählen. So viele Gefühle. Innerhalb kürzester Zeit ist Porto zu meiner Herzensstadt geworden. Vielleicht auch, weil es der erste Trip alleine war. Das erste Mal ganz mit mir selbst unterwegs in der Welt. Zum Beitrag
Edinburgh im April. Der Nebel zieht sich durch die ganze Stadt fort, 40 Minuten sind es mit der Tram in die Innenstadt, ich verabschiede mich und mache mich auf dem Weg zu meinem Apartment, um den Koffer abzustellen. Es sind fünf Grad, Sprühregen, meine Frisur löst sich auf, mein Mantel weicht durch und meine Finger, die den Koffergriff umklammern, frieren ab. Ich habe nicht damit gerechnet, Mitte April Schal oder Handschuhe zu brauchen. Gleichzeitig bin ich von dieser Stadt völlig geflasht: Der Nebel kriecht immer noch tief zwischen den Häuserschluchten, einfach absolut jedes Haus ist wunderschön und alt und die ganze Stadt sieht aus wie eine Filmkulisse. Dass Rowling hier auf die Figurideen zu Harry Potter kam, kann ich mir leibhaftig vorstellen. Ich bin erfroren und fasziniert. Diese klamme Kälte, die mich trotz meiner vielen Lagen an Klamotten bis auf die Haut erreicht ist nicht zu beschreiben, und doch bin ich unfassbar melancholisch-glücklich, hier in Edinburgh zu sein. Zwei kurze Tage, ganz für mich selbst …” Zum Beitrag
Marrakech im Mai. Buntes Treiben, Gewürze, Souks und Riads, Couscous und Minztee, Freundinnenzeit und lange Klamotten. Zum Beitrag
Ibiza im September. Eine Einladung nach Ibiza und die beste, losgelösteste Zeit des Jahres. Zum Beitrag
Mexiko im November. Diana und ich und endlich mal unsere Geburtstage in der Sonne verbringen. Die beste Idee, die man in einem grauen November haben kann. Zwei Wochen Backpacken, Hostels, Tacos und Enchiladas und Guacamole, ja hauptsächlich eigentlich Guacamole. Und Sonne, Cancun und Holbox. Zum Beitrag
5 SONGS
Miracle Ghost Note Symphonies – Rise Against
Say my name – Olafur Arnalds
I have a problem – Nomy
Mother – Moglii
Emerald Rush – Jon Hopkins
3 schöne Momente
#1 Der letzte, volle Tag in Porto. Plötzlich habe ich ein Gefühl von “Ich habe die Woche vertrödelt, ich habe noch gar nicht alles gesehen!” Ich beschließe, den letzten Tag noch mehr für mich aufzunehmen als die Tage davor, schalte mein Handy aus. Kein Kontakt zur Außenwelt, kein Teilhaben am Leben von anderen, hier ein Like für dein Foto, da ein Abhören einer Sprachnachricht. Nur mein Leben, mein Hier und Jetzt. Meine Kamera ist aufgeladen und bereit, meinen Tag für mich und später und Zuhause einzufangen. Dieser Tag wird dann so schön, so voll und rund, dass ich ihn für immer in meinem Herz abgelegt habe.
#2 Alleine auf einem Konzert in Aarhus. Einer meiner schönsten Tage war definitiv der, als ich einfach losfuhr. Nach Dänemark hoch. Von Hamburg auf die A7 rauf – und dann irgendwann endet sie in Aarhus. Ich musste kein einziges Mal Abbiegen oder mich auf eine Route konzentrieren, war komplett damit beschäftigt das alleine fahren und meine Playlists zu genießen. Es war ein regnerischer Mittwoch und ich hörte abwechselnd alte und neue Rise Against-Alben und meine Melancholia-Playlist. Die Autofahrt war ich einfach so sehr in meiner Mitte und fühlte mal wieder, wie glücklich ich darüber bin, diese Autofahr-Ängste abgelegt zu haben. Aufgrund fehlender Fahrpraxis immer sehr unsicher gewesen, ist Autofahren für mich jetzt Meditation. Für drei Stunden erkundete ich Aarhus zu Fuß, guckte mir den Hafen und die Innenstadt an, lief gefühlt durch jede Straße – um pünktlich zum Einlass vor der Voxhall zu landen. Was folgte, war das kleinste Rise Against-Konzert, auf dem ich je war, die intimste Stimmung und die beste Akustik. Halb drei lag ich glücklich zurück zu Hause im Bett. Ganz alleine, Abenteuer. Einer der schönsten Tage meines Sommers.
#3 September, München. München hat unheimlich viel mit mir gemacht. Ich bin lange nicht mehr – wenn nicht sogar noch nie – mit so offenen Augen durch eine Stadt gelaufen. Habe alles aufgesaugt, mir ist so viel aufgefallen – über die breiten Fußwege, zu den netten Menschen, dem Geruch der Luft, der Architektur. Das war so erfrischend, so fremd und doch so vertraut hier zu sein. So “wach” zu sein und so zu genießen. Ich habe die Tage so gefüllt, bin so viel gelaufen, habe so viel gesehen und nebenbei aber alles intuitiv gemacht, hatte nie einen Plan, einfach immer nur mal losgehen und gucken, wo man rauskommt. Immer mit dem Blick auf die Straße, auf die Stadt, auf die Menschen statt runter auf den Bildschirm.
Ich war hier in Biergärten, tanzen, viel essen, auf dem Dach der TU, war im Schwimmbad, im Englischen Garten, gefühlt bei jeder Sehenswürdigkeit – und das alles, obwohl es doch eigentlich nur ein beruflicher Trip war. Und dann noch dieses Gefühl, eine Stadt zu verstehen. Für mich war München immer fremd, war zwar schon ab und an hier, aber habe mir nie die Mühe gemacht, die Stadt verstehen zu wollen. Habe mich immer damit abgefunden, dass ich halt fremd bin. Dieses Mal sind mir so viele Lichter aufgegangen – wie man wo hinkommt, wo welche Viertel ineinander übergehen. Doch, “wach”, beschreibt meine letzten Tage hier. Das war verrückt. Und so gut. 👣
Ein Foto, das das Jahr beschreibt
2018 … in 20 Gedanken
Das vorherrschende Gefühl
Unabhängigkeit und (zu) viel Freiheit.
Die meiste Zeit verbracht mit?
Liebesfreunden.
Der schönste Moment
Jeder einzelne Neuanfang, jeder neue Mensch, jede neue Idee, jede Herausforderung.
Der schlimmste Moment
Als du gegangen bist.
Die größte Überraschung
Wie gut sich Veränderungen anfüllen kann. Wie verrückt ein einzelner Sommer sein kann.
Das größte Abenteuer
Irgendwie – alle mit Diana.
Größtes Erfolgserlebnis
Mein erstes Buch veröffentlicht.
Der größte Schock
Dass der Krebs dich tatsächlich aus deinem Leben genommen hat.
Nochmal erleben
Backpacking, Mexiko.
Wort des Jahres?
Frei.
Stadt des Jahres?
Hamburg.
Erkenntnis des Jahres
Alles was du brauchst, ist längst in dir drin.
Jemand besonderen kennengelernt
oh ja.
Gelernt
Bestimmt zu sagen: Bis hierhin und nicht weiter. Grenzen zu ziehen klingt hart, aber macht tatsächlich frei.
Aufgehört
Abzuwägen.
Begonnen
Mir selbst vertrauen.
Zum ersten Mal gemacht
Alleine reisen.
Nach langer Zeit wieder gemacht
Das Single-Dasein ausleben.
Gar nicht gemacht
Gezweifelt.
Davon möchte ich mehr
Tanzen durch Sommernächte. Entdeckerlust. Ordnung. Ideen. Sicherheit.
Für 2019 nehme ich mir vor …
Eigentlich … nichts. Ja, tatsächlich. In 2018 gab es “18 Pläne für 2018“, die ich auch fast alle umsetzen konnte, aber in das neue Jahr gehe ich zum ersten Mal seit immer ganz ohne Gedanken, Pläne. Wenn jemand gefragt hat nach einem Zeitraum, wann ich kann, einfach danach, etwas schon einmal für 2019 zu fixen, habe ich das immer vertröstet. Ich wollte zum ersten Mal ein Jahr komplett “leer” lassen. Mir einfach alles offen lassen. Wenn also in zwei Tagen dann Silvester ist und in drei Tagen Neujahr, dann habe ich ein Jahr vor mir, in dem mir alles, alles offensteht. Ohne einen einzigen Plan. Und für mich, klingt das aktuell perfekt.
Auf 2019. <3
… Eure Antworten
Als ich eure vielen Antworten auf meine Fragen bei Instagram gelesen habe, hat mich das so glücklich, ruhig und nachdenklich gemacht – deswegen will ich sie unbedingt mit euch teilen. Leider sehe nur ich die Antworten in diesem kleinen Insta Button, aber wie schön ist es auch für euch zu wissen, dass man durch ähnliche Phasen geht, dass wir alle weniger allein sind, als wir denken, dass wir die selben Erkenntnisse durchmachen, Schlüsse für uns ziehen und uns ähnliche Dinge frei oder glücklich machen. Ich finde das ganz, ganz schön. Hatte meine Melancholia Playlist an, habe mich durch tausende Antworten gescrollt und die eine oder andere Träne verdrückt. Danke danke danke. Eure Antworten auf diese Fragen auf Instagram:
Was war dein schönster Tag in 2018?
Was hast du in diesem Jahr gelernt?
Mit welchem einen Wort würdest du dein Jahr beschreiben?
Ulrike Schmelz says
Danke Luise für diesen tollen Beitrag. Habe schon auf deinen Jahresrückblick gewartet und lese mir ihn so gerne durch! Schön, dass du so viel sehen dürftest und neues entdecken. Negative Dinge gehören auch dazu aber ich bin davon überzeugt dass jmd “besseres” auf dich wartet. Schönes Silvester ❤️
Schaschi says
So ein schöner Rückblick ♥️
Maria says
Liebe Luise, ich sitze im Zug nach Hause nach einem Heimatbesuch, lese deine Zeilen und bin so emotional berührt. Berührt von positiven und negativen Gefühlen und von so viel Lebensfreude. Bin gespannt auf dein 2019!
Anna-Natascha says
Vielen lieben Dank. Ich sitze selber in den letzten Tagen und Wochen da und überlege was das Jahr 2018 mir gebracht hat. Ich habe mir extra viel Zeit genommen deinen Post zu lesen, denn es hilft mir einfach auch mein Jahr zu reflektieren – ich werde auch deine Fragen für mich durchgehen!
Es ist schön zu wissen, dass man mit seinen Sorgen, Ängsten aber auch Freuden nicht alleine ist…
Auf 2019!!!!!
Linda says
Wunderschöner Beitrag Luise! Sehr berührend. Sitze gerade auf der Couch, lese deine Zeilen, zufälligerweise läuft im Hintergrund gerade die passendste Musik dazu. Perfekt.
Wünsch dir alles Gute und unfassbar viele unvergessliche Momente im 2019!
Daria says
Ich liebe liebe liebe lieeebeeee Menschen, die viel nachdenken, alles hinterfragen, viel reflektieren! Das ist genau mein Geschmack und macht deinen Jahresrückblick einfach nur grandios!!! Und Danke liebe Luise, dass du dein Talent, das alles in die wunderschönsten Worte überhaupt packen zu können mit uns teilst und uns an all dem teilhaben lässt! Bitte bitte liebe Luise, mach weiter damit! Und mach dir weniger Gedanken darüber, was irgendjemand darüber denken, sagen oder erzählen wird – das ist nicht das was zählt! Was zählt sind die erfüllten Herzen, die du Tag für Tag inspirierst und mit deinem Mut aufforderst ihr Leben anzupacken und einfach das zu tun, womit man sich gut und man selbst fühlt! Einfach nur WOW! Danke für den tollen Post!
Larissa says
Ich bewundere deine Art zu leben und wie du die Dinge fühlst, wie du Kleinigkeiten wahrnimmst und in dir aufsaugst. Wie viele Dinge du unternimmst und wie lebensfroh du bist und einfach aus dem Bauch heraus entscheidest. Deine Art zu schreiben berührt und inspiriert mich sehr.
Ich wünsche dir ein wundervolles Jahr 2019 un Berlin und bin gespannt was das Jahr so bringt.
Larissa says
Ich liebe deine Art zu Schreiben und bewundere, wie du dein Leben lebst und wie lebensfroh du bist. Wie viel du unternimmst, die Dinge aus dem Bauch heraus entscheidest und Kleinigkeiten wahrnimmst und in dir aufsaugst.
Ich wünsche dir ein wundervolles Jahr 2019 ❤
Melanie says
Ich hab schon bisschen auf deinen Jahresrückblick gewartet. Ich mag ihn sehr gerne lesen und dann über mein eigenes Jahr nachdenken. Ich bin gespannt wie das nächste Jahr wird. Bei dir, bei mir.
Pat says
Ich bin so kommentierfaul geworden – generell – aber dieser Beitrag hat keine Faulheit verdient: Danke, für unglaubliche 20 Minuten Inspiration und Spaß. Ich liebe deine Art des Schreibens auch nach Jahren noch wie am ersten Tag. Ich liebe deine unglaubliche Selbstreflektion, deine Art wie du Dinge siehst, deine Weise wie du Werte vermittelst und den Fokus so oft sinnvoll legst.
Und es tut mir jedoch auch sehr leid zu lesen, dass Krebs und Liebeskummer dein Jahr ebenso prägten.
Ich drück dich.
Pat
Lea Wein says
Richtig schöner tiefsinniger Beitrag Luise! Ich mag deine Art zu schreiben sehr, wie du Gedankengänge so schilderst, als ob man selbst mit dabei gewesen ist. Alles Gute für 2019 :*
Denise says
Toller Beitrag! Habe bei deinen Top Liedern schmunzeln müssen, denn Miracle Ghost Note Symphonies – Rise Against steht bei mir auch ganz oben bei meinen Top Tracks und entdeckt habe ich dieses wunderbare Lied dank dir :)! Dein Beitrag regt auch mich zum Nachdenken an, danke dafür ♡ ich wünsche dir einen tollen Start in 2019!
Netti says
Oh ja.. Kim.. zum Neujahr 2018.. da werden wieder (traurige) Erinnerungen wach…die erste Instagram-Benachrichtigung, die ich im neuen Jahr erhalten habe.. auch wenn sie sooo viel Gutes gefördert hat! Ich denke oft an sie! Und mir fehlt ihr Content!
Vielen lieben Dank für diesen tollen Jahresrückblick! Ich bin auch immer ganz gespannt wie du dein Jahr reflektierst! Sooo wunderbar!
Auf ein wundervolles 2019♥️
Laura says
Einfach nur WOW!
Vanillaholica says
Was für Worte.
Da fällt mir nur eines ein:
D A N K E <3
Man merkt wie viel Herzblut, Liebe und Leidenschaft du in diesen Post gesetzt hast, er ist wunderschön von Anfang bis Ende.
Und geht mitten in's Herz.
Wahnsinn :)
Liebste Grüße,
Vivi
http://www.vanillaholica.com
Lucca says
An dieser Stelle, ein ganz einfaches Danke für diesen sehr persönlichen Beitrag zu dem aber doch jeder in einer gewissen Weise Bezug nehmen kann.
So ehrliche Gefühle so präzise geschildert.
Danke :)
Maria says
Ein wundervoller Beitrag und auch auch habe dieses Jahr viele Freiheiten erlebt.
Du hast Recht, als Blogger ist man oft nur auf sich selber fixiert, aber du bist nicht alleine und du machst tolle Dinge, als Blogger. Ich habe dich diese Jahr entdeckt und ich bin dafür sehr dankbar. Du hast mir beigebracht, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Ich habe mehr genossen, mehr gelebt und mehr geliebt.
Ich wünsche dir einen schönen Start in das neue Jahr.
ilka says
Gefühlt bei diesem Beitrag?
Ganz viel Gänsehaut.
Danke!
Kim says
Liebe Luise,
was für ein wunderschöner, ehrlicher und berührender Jahresrückblick. Ich mag deine Art zu schreiben so sehr und du hast dein Jahr so wundervoll reflektiert und das ganze in eine so tolle Form gebracht, ich hatte so viel Freude am Lesen!
Ich wünsche dir einen guten Start ins Jahr 2019!
Catharina says
Was ein wunderschöner Blogbeitrag, liebe Luise! Man merkt echt, weil viel Mühe Du dir beim Schreiben gegeben hast & es lohnt sich, sich die Zeit zu nehmen und diesen Beitrag in aller Ruhe zu lesen.
Danke!
Maria says
Niemand der inspirierender ist, kann ich bitte auch zu so jemandem werden? Machst einem so viel Mut und Lust drauf das Leben so auszukosten, wie du es tust
Janine says
Sehr schöner Beitrag!
Bist du nicht auch nicht auch noch kurz in Dubin gewesen? Hast du dafür noch Tipps? :)
Marie Luise Ritter says
Wir waren im The Morgan Hotel und haben typische Touri Dinge unternommen, wie die Brauerei, die Bustouren etc. :)
Emilia Enders says
wow. das ist mit abstand der allerschönste jahresrückblick, den ich je gelesen habe. so ehrlich, inspirierend und einfach großartig geschrieben. musste sogar einige tränen verdrücken. wunderschön!!
Carolin says
Liebe Luise, das ist ein wirklich wunderbarer Rückblick, der mich dazu bringt, die vergangenen Monate ebenfalls nochmals zu reflektieren. Ich wünsche dir ein frohes neues Jahr und nur das Beste für 2019! <3